Dienstag, 29. April 2014

Herzbuben

Pferde und Hunde sind beide faszinierende Tierarten. Ich liebte sie schon immer.
Dabei sind sie eigentlich von Grund auf verschieden. Das Pferd ist ein Herden- und Fluchttier, der Hund ein Rudeltier und Beutegreifer. Jäger und Gejagter. Eigentlich ist jeder Hund für ein Pferd erstmal eine potenzielle Gefahr und jedes Pferd ist für den Hund eine potenzielle Mahlzeit.
Beiden Tierarten ist eigen, dass sie absolut sozial sind, ihre Artgenossen brauchen und eine Rangordnung festlegen. Deshalb kann der Mensch auch so gut mit ihnen arbeiten – wenn er nach ihren Regeln spielt. Sie überlassen dem Menschen gerne die Führung, vorausgesetzt er kann sich ihnen beweisen, ansonsten übernehmen sie diese Rolle.
Es gibt so viele Parallelen. Die Körpersprache ist wichtig, die Ausstrahlung… Man muss sie zu Futter und Wasser führen, vor Gefahren beschützen, mit ihnen Spielen und Sozialkontakte knüpfen.
Aber letztendlich bleibt das Pferd immer das Tier, das wegrennt und der Hund das Tier, das angreift – manchmal ist es auch umgekehrt.
Wie auch immer, man darf sie nicht gleich behandeln, denn sie verstehen sich gegenseitig nicht.
Es gehört also einiges an Arbeit dazu, sie „Freunde“ werden zu lassen. Was werden Samu, Chevy und ich wohl eines Tages sein? Eine Herde? Ein Rudel? Ach, wir streben einfach an: Eine Familie!



Ich habe mich heute zum ersten Mal mit Chevy und Samu alleine auf einen Spaziergang gewagt. Sonst kam bei Runden mit Hund immer noch jemand mit, um bei „Problemen“ Samurai an die Leine nehmen zu können. Das durfte aber kein Dauerzustand sein, immerhin will ich in Zukunft viel allein mit den Jungs unternehmen. Ein wenig Schiss hatte ich ja schon. Weniger wegen Chevy, als wegen Samu. Er schaut das Pferdchen immer noch an, als sei es eine Beute oder ein hochgefährliches Objekt.
Aber der Spaziergang war soooo toll! Beide waren total auf mich konzentriert und gehorchten wunderbar. Da war kein zweiter Mensch, der meine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hätte. So konnte ich ganz wachsam „bei“ den beiden bleiben.
Sogar brenzlige Situationen meisterten wir. Zum Beispiel kam einmal eine ältere Dame mit zwei Hunden auf uns zu. Ich nahm Samu an die Leine – sie die Ihren natürlich nicht! Plötzlich hatte ich also drei Hunde um Chevys Beine rum und Samu kam auf die glorreiche Idee, einem von den Fremden auch noch zu sagen, wo es langgeht. Glücklicherweise konnte ich meine Jungs schnell aus der Situation herausmanövrieren.
Dann kamen wir an einer Koppel vorbei, auf der drei Zweijährige herumtobten und wie wild versuchten, Cheveyo zum Galoppieren anzuregen. Er fand die Kleinen zwar interessant, lief dann aber lieber bei „seiner Herde“ mit.
Richtig unangenehm wurde es aber erst, als wir in einer steilen, unübersichtlichen Kurve von Autos bedrängt wurden. Von hinten raste ein Jeep heran, von vorne ein Schulbus. Chevy stand mit dem Hinterteil noch nach oben auf der Kante, Samu musste sich mehr oder weniger zwischen seine Vorderbeine hinsetzen und schon jagte der Geländewagen vorbei. Dann musste ich Cheveyo rückwärts wieder nach oben bringen, weil der Bus sonst nicht um die Kurve gekommen wäre.
Zum Glück lässt sich Samu relativ gut auf Kommando „ablegen“.
Bis auf diese Unannehmlichkeiten war der Spaziergang aber großartig. Wir waren gut 2,5 Stunden unterwegs, durch den Wald, über Wiesen und Felder und durch ein kleines Dorf. Es ist wunderbar, mit den Jungs zu wandern! Meine Herzbuben. 





Ich konnte heute sogar die Plane auf Chevys Rücken mogeln!
Eine Regendecke wurde jetzt auch gekauft. Mistwetter! Eigentlich bin ich ja Decken-Gegner. Aber ich hab Angst, dass er sich wieder so lange in den Regen stellt, bis er zittert. Da möchte ich dann doch lieber eine Decke "da haben".



Can´t feel it

Anfangs ist es mir gar nicht so aufgefallen, dass Cheveyos Tasthaare extrem kurz sind. Erst als ich viel mit den anderen Pferden kuschelte, bemerkte ich den Unterschied. Die Tasthaare an Chevys Maul und an den Augen wirken wie abrasiert. Alle auf genau der gleichen Länge…
Wenn man so im Internet recherchiert, sind die Ergebnisse schon irgendwie schockierend. Obwohl das „Clippen“ (= Tasthaare abschneiden) verboten ist, wird es wohl trotzdem oft betrieben, vor allem bei Dressurturnierpferden und Zuchtshows. Eine Frage der Ästhetik?
§6 Tierschutzgesetz erlaubt dies nicht, es läuft gar unter Tierquälerei. Aber in Spanien? Wohl eher nicht…
Wenn man bedenkt, wie wichtig die Tasthaare für die Orientierung und Futteraufnahme von Pferden sind, dann kann man echt wütend werden! Armer Chevy. Was man ihm sonst wohl noch so alles angetan hat?
Ich bin auf jeden Fall gespannt ob und wie lang die Tasthaare nachwachsen.




Montag, 28. April 2014

Wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht!“ sagen.



Ich liebe es… Die ganze Herde auf der großen Wiese, zwischen blühenden Bäumen, Wurzeln und Hügeln. Hier vergehen die Stunden wie im Flug. Es ist furchtbar spannend, sich in ihrer Nähe aufzuhalten und sie zu beobachten. Scheinbar vollkommen in sich ruhend grasen sie sich Stück für Stück voran – bis einer Trubel reinbringt. Sie stehen nicht einfach nur beieinander. Es ist ein pausenloses Spiel von Aktion und Reaktion... Manchmal kaum ersichtlich, ein angelegtes Ohr vom Chef und schon bewegen sich alle Jungs nach vorn. Durchbricht der Neue die unsichtbare Barriere, wird er blitzschnell fortgescheucht. Aber immer nur ein kleines Stück. Keiner will ihn wirklich davontreiben – er gehört einfach nur noch nicht so ganz dazu.
Auch die „feste Gruppe“ interagiert ständig. Da werden die Kleinen in die Schranken gewiesen, aber sie dürfen auch alle aufmischen und zu ein paar gemeinsamen Trabschritten anregen. Der „Schlägertyp“ schleimt sich immer wieder beim Boss ein und giert nach seiner Anerkennung, die er aber eher selten bekommt.
Chevy versucht sich zwar an die Truppe heranzutasten, hat mich aber immer im Blick. Entferne ich mich oder komme ich zurück, schnellt sein Kopf nach oben. Wird er weggejagt, kommt er zu mir.
Als ich einmal seinen Blick verfolgte, entdeckte ich einen Feldhasen, der gemütlich über die Wiese hoppelte und sich dann auf dem Sandplatz putzte. Ich schlich mich von Baum zu Baum, um näher zu kommen. Plötzlich hörte ich Schritte. Da stapfte Chevy direkt auf meinem Weg mir hinterher, um sich den Kleinen auch von nächster Nähe anzusehen.
Jede „Veränderung“ ist für Pferde erst mal seltsam-furchteinflößend. Ich kletterte auf einen alten Baumstumpf und allein dass ich plötzlich „oben war“ und auf sie herabschauen konnte, ließ die Herde für einen Augenblick erstarren. Dann erkannten sie mich jedoch und kamen angetrottet.
Da ich viel auf der Wiese rumhänge, beginne ich nun, mich leicht in die Herde zu integrieren bzw. besser gesagt, ihnen klarzumachen, dass ich hin und wieder mal das Sagen habe.
So wie der Chef und sein Handlager Chevy beizeiten „scheuchen“, lass ich sie mir auch mal ausweichen und wegtraben. Erst waren sie ziemlich verwirrt, begriffen diese „Pferdesprache“ aber sehr schnell. Lustig war es nur, als ich die ganze Gruppe in Bewegung setzen wollte und alle wegliefen, nur Cheveyo stattdessen hoheitlich auf mich zutrabte. So war das eigentlich nicht gedacht!
Am Nachmittag wandern mein Lusi und ich dann gerne die Gegend ab. Er darf ja nur kurz auf die Wiese, dann noch etwas auf den Sandplatz und muss sonst unten in seinem Bereich rumstehen. Dieses Rumstehen ist nunmal öde – und er braucht ja die Bewegung.
Also klettern wir viele Hügel hoch, wagten uns jetzt schon in einen tiefen, gruseligen Wald, marschieren über jegliche Untergründe, suchen unseren Takt, arbeiten gegen das Schlurfen und Stolpern… Wenn uns andere Reiter entgegenkommen, bleibt Chevy immer sehr brav. Er begrüßt Pferde zwar gerne, „klebt“ aber nicht. Auch nicht, wenn sie aus seiner Truppe sind.
Immer wieder trifft man Leute. „Schönes Pferd.“ „Ist das ein Reitpferd oder Laufpferd?“ Gerade Rentner und kleine Mädchen lieben es, ihn zu streicheln und mit mir zu sprechen. Bei Kindern ist er herzallerliebst. Die Älteren wollen immer gerne „helfen“. „Guck mal, dieser Stock ist gar nicht gruselig!“ Chevys Blick bedeutet so viel wie „Seh ich aus, als hätte ich Angst, Opi?!“
Es macht einfach unglaublich viel Spaß! Im Stall darf ich immer mehr Aufgaben übernehmen bzw. man verlässt sich auf mich. Pferde rausbringen, nach dem Kranken schauen, etc.
Ich glaube, ich werde diese vielen Stunden sehr vermissen, wenn ich wieder den ganzen Tag arbeiten muss… Aber jetzt heißt es erst mal: Genießen! 





In Spanien scheint die Sonne...

Nachdem der sonst so mutige junge Herr Panik geschoben hatte, als er drei Leute mit Schirmen gesehen hatte – fast so, als seien Aliens vom Mars gekommen, um seinen Offenstall zu invasionieren-, dachte ich mir, dass so ein wenig Schirm-Training ihm wohl ganz gut tun würde.
Ja, woher soll so ein Südländer diese bunten, großen Dinger denn auch kennen?  Der kleine fuchsfarbene Russe hat mich fabelhaft unterstützt. Ihm jagte der Schirm überhaupt keine Angst ein.



Schirme sind ihm einfach suspekt.


Aber wenn der Kumpel zeigt, dass sie nicht gefährlich sind...!


Am Boden liegend traut er sich eher hin.


Später klappte dann auch, dass er mit dem Kopf unter den Schirm kam, um sich ein Leckerli zu holen.


Was er jedoch noch nicht mag, ist dass der Schirm oben über seinen Rücken gehalten wird. Er möchte ihn immer lieber im Auge behalten können. 


Sonntag, 27. April 2014

Die Herde


Damit ihr wisst, wer so Chevys „neue Freunde“ sind, wollte ich euch die Herdenstruktur auch mal kurz vorstellen. Die Namen lasse ich weg, da ich nicht weiß, ob die Besitzerinnen damit einverstanden wären.




Der Chef

Haflingerwallach
Führt seine Gruppe sehr besonnen an, achtet darauf, dass alle beisammen bleiben und die Neuen erstmal Abstand halten. Hin und wieder ist er aber etwas "feige". Einmal ist er auf dem Weg zur Weide vor irgendetwas erschreckt und dann umgekehrt. Alle hinter - nur Chevy hat die Truppe letztendlich doch von der richtigen Richtung überzeugen können.



Der Rüpel

Berberwallach
Er spielt mit Begeisterung den "Sidekick" des Chefs, übernimmt viel von seiner "Arbeit" (vor allem, die Neuen scheuchen) und spielt sich manchmal bossy auf - nur fehlt ihm die Souveränität und das "Können". Aber er mach sich total und ist eigentlich ein sehr süßer, unsicherer kleiner Mann.


Everybody´s Darling

Araberwallach
Jeder aus der Herde liebt ihn und hätte ihn am liebsten „für sich alleine“. Er ist in jeder Situation gelassen und der „ruhende Pol“ der Herde.



 Die Kleinen

Araberwallache
Sie sind erst drei Jahre alt und deshalb so die "Nesthäckchen". Sie kommen mit allen gut klar und sind für ihr Alter super ruhig und sozial.





Sorgenkind

Nachdem Chevy eine Woche durch vorbildliches Verhalten geglänzt hatte und jeder glaubte, er habe sich bereits wunderbar eingelebt, gab es am Samstag einen kleinen Schock.
Eigentlich wollte ich bis nachmittags bei einer großen Tierschutzveranstaltung in Köln sein. Das wäre der erste Tag, an dem ich nicht morgens schon bei ihm sein würde.
Um elf Uhr kam der Anruf. „Cheveyo geht es nicht gut, er versucht Wasser zu lassen, aber es kommen nur ein paar Tröpfchen und er läuft hinten ganz klemmig.“
Der Tierarzt konnte nur sofort kommen, sodass er schon wieder weg war, als ich – die natürlich sofort heim ist – ankam.
Blut klebte an seinem Hals von der Spritze. Das ganze Pferd, das vorher so entspannt und glücklich gewesen war, dass es ihm hier endlich „forever“ gut gehen sollte, stand etwas neben sich.
Diagnose: Blasenentzündung.
Jetzt bekommt er Antibiotika. Ist auf jeden Fall gleich besser geworden!
Aber Chevy hatte sich wieder fast die ganze Nacht im Regen draußen hingestellt und als ich Sonntagfrüh vorbeikam, stand er zitternd und klitschnass da. Erstmal abreiben, Decke drauf…
Er ist eben doch ein Südländer. Die vielen Keime, verschiedene Pferde, Transporte, Temperaturschwankungen und neue Eindrücke waren wohl letztendlich auch für ihn etwas viel.
Anscheinend stand er wegen einer Panne sogar mehrere Tage in Frankreich.
Natürlich kommt da irgendwie die Frage auf…war das alles eine so gute Idee? Eine solche Umstellung ist für kein Pferd einfach.
Seine Zähne müssen wohl auch mal gemacht werden… Geld ade!
Aber er ist einfach so unbeschreiblich süß! Als ich hörte, dass es ihm nicht gut gehe, war ich vermutlich viel verstörter als er.
Krass, wie verdammt schnell man sein Herz an so ein Tier verlieren kann! Er ist mir nach einer Woche bereits sooooo wichtig geworden!
Zum Glück geht es bergauf. Er hat nach wie vor einen gesunden Appetit, ging heute schon wieder mit spazieren und kurz auf die Koppel.
Mal hoffen, dass er die Umgewöhnung gut packt!




Jetzt bekommt er Mash mit Sud aus selbstgemachten Brennesseltee und Antibiotikapulver. Geschmeckt hat´s ihm jedenfalls.

Ein Bett im Kornfeld


Doch ich lachte und sprach: "Ich brauch keine weichen Daunen." 
Ein Bett im Kornfeld, das ist immer frei, 
Denn es ist Sommer und was ist schon dabei? 
Die Grillen singen und es duftet nach Heu, 
wenn ich träume. Mmmh 
Ein Bett im Kornfeld zwischen Blumen und Stroh 
Und die Sterne leuchten mir sowieso. 
Ein Bett im Kornfeld mach ich mir irgendwo, 
ganz alleine. 

Zwar ein Rapsfeld und kein Kornfeld, aber den Ohrwurm bin ich einfach nicht mehr losgeworden...
Danke little Lena, für diese traumhaft schönen Fotos!!!! Und der großen Lena, danke für die Inspiration. Ja, wir haben Grandy und dir einfach nachgemacht! 














Freitag, 25. April 2014

Spielereien

Da Cheveyo ein sehr schlaues Pferdchen ist und ihm schnell langweilig wird und er noch nicht so lange mit auf die Weide darf, haben wir mit kleineren Bodenarbeitssachen angefangen.

Jetzt hat er eine Plane kennengelernt und übt "Stock aufheben".

Lass uns was machen?


Mutig wie immer!


Erst drüberlaufen...dann einfach wegscharren.


Fragt niicht, worüber ich mich da gerade so herzlich totlache!


Sogar auf dem Hals ist die Plane (Mülltüte....) nicht gefährlich!


Lena hat uns fabelhaft unterstützt!


...und Chevy war immer motiviert dabei.


...holte sich Leckerlis und Krauleinheiten ab.


Stock geben klappt immer besser. 


Hier bekommt ihr ein kleines Video!


I call it life...



Chevy freut sich immer total, wenn er auf die Weide darf.

Im Moment darf er täglich eine Stunde grasen. Er muss ja als Südländer langsam angeweidet werden.



Die Herde akzeptiert ihn immer besser in ihrer Nähe.



Bussischnüffler.


Wenn ich auf die Weide komme,...


...dann kommt er mittlerweile...

...meist gleich angelaufen...

...um mich zu begrüßen.



Er ist ein sehr anhängliches Pferdchen!

Das Gras scheint  gut zu schmecken.

Wälzen ist immer noch gaaaaaanz wichtig.

Wobei das Aufstehen wohl noch geübt werden muss...

Rumliegen hat auch was.

Warum in der Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah!

Möchtegernschimmel!


Für den Muskelaufbau...


...rennen wir...

...ganz viel...

...Hügel hoch.


Das Trio unterwegs.



Samu hat immer noch...etwas Respekt.


Pausen sind hin und wieder...


...auch mal wohlverdient.

Die Wiese lockt...


Wieder Zuhause hängen wir dann...

...noch ein Weilchen im Offenstall rum.