Philosophie

Ein Weg


Tranquil as a forest,
but on fire within!
Once you find your center,
you are sure to win!


Das hier ist der Versuch, etwas aufzuschreiben, was man eigentlich nicht als Trainingsmethode für Tiere vorstellen kann. Vielmehr ist es ein Lifestyle. Keine Subkultur, keine anerkannte Richtung, nein, eher etwas Persönliches. Das bin ich. Jetzt. 21 Jahre alt.
In meinem Leben habe ich viele Phasen durchgemacht. Von 0-7 war es das Staunen, Lachen und Erleben. Von 8-11 das Probieren, Erfahren, Versuchen. Von 12-16 das Studieren, Imitieren, Handeln.
Von 17-20 das Denken, Entwickeln, Theorie. Und nun bin ich wieder in einer neuen Phase. Versuche zu bündeln, was sich angesammelt hat, zusammenzuschreiben, was mein jetziger Weg ist. Ein Weg, der sich im ständigen Wandel befindet. Voller Fragen, Unsicherheiten, aber auch Überzeugungen.
Es ist kein perfekter Weg. Aber ich mag ihn. Und ich freue mich darauf, ihn weiterzugehen. Bis zum nächsten Lebensabschnitt.


Mensch
Auch wenn es hier eigentlich um die Beziehung zu Tieren gehen soll, müssen wir bei den Menschen beginnen. Genauer gesagt, bei uns selbst. Denn wir sind die Grundvoraussetzung, dass überhaupt Kontakt zu Tieren entstehen kann. Nicht die Tiere müssen lernen, sie bringen alle Voraussetzungen mit.
Doch was machen wir daraus? Die Begegnung kann zu einer wunderbaren tiefen Verbundenheit führen – oder im totalen Chaos enden.
Die meisten „Probleme“ zwischen Menschen und ihren Tieren entstehen, weil falsche Vorstellungen vom Leben aufeinanderprallen. Weil der Mensch Dinge in die Wilden hineininterpretiert, hineinwünscht, die so nicht funktionieren können. Wer unterschiedliche Sprachen spricht, hat eine Mauer zwischen sich aufgebaut, deren Steine aus Missverständnissen, Frustration und Stress bestehen.
Solange man mit sich selbst nicht im Reinen ist, sein eigenes Ich nicht versteht, kann man sich nie auf ein anderes Lebewesen einlassen. Ob Mensch oder Tier.
Immer beginnt es bei uns selbst.

Der Körper
Schon die alten Griechen waren der Überzeugung „Nur in einem gesunden Körper ist auch ein
gesunder Geist“.
In unserer Welt des Überflusses, der Technik und der Konzentration auf geistige Tätigkeit, kommt das Natürlichste oft zu kurz: Die Bewegung.
Der Mensch hat sich durch seine Ideenvielfalt, seine Innovationen und Intelligenz weiterentwickelt, so weit, dass es scheint, als bräuchte er keine Bewegung mehr, um sein Überleben zu sichern.
Doch das funktioniert nur in der Theorie. Der Körper ist nicht darauf ausgerichtet, den ganzen Tag zu sitzen. Muskeln werden nicht aufgebaut, das Skelett falsch belastet. Es entstehen Krankheiten und phlegmatisches Verhalten. Was unter Menschen akzeptiert wird, wird von Tieren als Schwäche interpretiert. In der Natur sterben immer die alten, kranken Tiere zuerst. Die, die nicht fit genug sind, um Beute zu schlagen oder vor Feinden zu fliehen.
Können wir also erwarten, dass ein Hund oder Pferd uns als vollwertigen Partner sieht, gar als
Anführer, wenn das Tier ganz genau weiß, dass wir in der Natur nicht lebensfähig wären? Intelligenz und Selbstvertrauen mag vieles aufwiegen und manchen Tieren auch als Argument
ausreichen. Doch körperliche Fitness ist immer ein Vorteil, gerade in der Arbeit mit „Problemtieren“.

1. Ausdauer
Kondition spielt bei Hunden und Pferden eine sehr große Rolle. Untereinander testen sie nur zu gerne, wer „den längeren Atem hat“. Reell gesehen kann ein Mensch sich eigentlich nie gewinnend mit diesen Tieren duellieren. Aber man kann sie überzeugen, dass man keinesfalls schlapp ist. Dass man durchaus dazu in der Lage ist, sie lange Strecken in einem erhöhten Tempo zu führen. Joggen, Fahrradfahren, Schwimmen, Seilspringen. All das fördert die Ausdauer.

2. Koordination
Tiere haben meist ein viel weiter entwickeltes Körperbewusstsein als Menschen. Sie klettern,
durchqueren unwegsames Gelände, wissen, wie sie ihre Pfoten und Hufen richtig zum Einsatz bringen.
Gerade beim Reiten spielt Körperkoordination eine große Rolle. Kleinste Gewichtsverlagerungen sind für das Pferd ein Zeichen und es versteht nicht, wenn wir es „gar nicht so meinten“. Man muss lernen, seinen Körper bewusst einzusetzen und zu kontrollieren. Nur durch gezieltes Körperbeherrschungstraining ist man in der Lage, ihn auch unterbewusst in der Kommunikation mit Tieren richtig einzusetzen.
Körperbeherrschung fördert Selbstvertrauen. Man weiß, dass man es „kann“, fürchtet sich nicht vor Herausforderungen und gibt so ein gutes Vorbild ab.
Die Koordination fördert man durch Körperbewegungen, die man im Alltag nicht macht. Wie z.B. das Kreisen der Arme in entgegengesetzte Richtungen, blindes Laufen, auf einem Bein stehen, usw. Durch Yoga lernt man seinen Körper besser kennen, wird beweglicher und authentischer.

3. Reaktionsschnelligkeit
Verglichen mit Tieren hat der Mensch meist eine unglaubliche lange Reaktionszeit. Gerade wer aber mit Vierbeinern arbeiten möchte, muss in vielen Situationen blitzschnell reagieren können. Das steigende Pferd, der schnappende Hund… Es sollte keine Schrecksekunde geben, kein
Zurückweichen, kein „Überlegen“. Wer seine Reaktionszeit trainiert, reagiert in solchen Situationen weitaus gelassener, kann wie in Zeitlupe „ausweichen“, ohne dabei hektisch zu werden. Kampfsport oder Tauziehen mit Hunden fördert deine Schnelligkeit im Bewegungsablauf.

4. Präzision
Man sollte seinen Körper präzise einsetzen können. Da schlackert ein Arm nutzlos mit, da wird der Fuß achtlos aufgesetzt, da eine Drehung ohne Grund.
Nein, man muss nicht jede Fingerbewegung „gezielt einsetzen“. Aber das Gesamtbild muss stimmig sein. Manchmal reicht ein veränderter Blick, die Verlagerung des Gewichts von einem Fuß auf den anderen, ein Ausfallschritt, das Heben der Schultern und schon setzen wir für Tiere ein unmissverständliches Signal, von dem wir selbst vielleicht gar nichts wussten.

Allgemein
Kenne deinen Körper. Geh an deine Limits. Geh über die Grenzen hinaus. Aber weiß, wo du besser aufhörst. Überforder dich nicht. Verbrauche niemals alle Reserven. Du solltest dich immer so schnell von einer Anstrengung erholen, wie die Anstrengung gedauert hat. Bewegung hebt die Laune, entspannt den Körper. Gegen Depressionen und Aggressionen ist Bewegung DIE Therapie.


Der Geist
Der Mensch hält sich für ein rationales Wesen. Denken, analysieren, überlegen, das ist genau sein Ding. Wir „zerdenken“ vieles, denken an hundert Sachen gleichzeitig und verlieren so den Blick fürs Wesentliche.
Unser Verstand ist ein wertvolles Geschenk – aber auch eine Gefahr. Er darf nicht uns beherrschen, sondern wir müssen ihn einsetzen können. Und das ist meist schwieriger als gedacht. Kennst du das, wenn die Gedanken mit dir „durchgehen“? Wenn du unkonzentriert bist, weil Sorgen und Probleme ständig im Hinterkopf rumspuken?
Ein „voller Geist“ ist eines der größten Probleme bei der Arbeit mit Tieren. Man ist nicht voll
anwesend, nicht konzentriert. Das Tier fasst dies als Unsicherheit auf, als Schwäche. Sie können uns nicht richtig einschätzen und reagieren deshalb eher abweisend.

1. Der Fokus im „Jetzt“
Lebe den Moment. Es klingt so einfach und ist doch manchmal so unmöglich. Tiere verlangen von uns, dass wir wie sie selbst in der Gegenwart leben. Unsere Aufmerksamkeit muss voll und ganz bei ihnen sein, in diesem Augenblick. Natürlich gibt es auch Zukunftspläne und Gedanken, was man denn „morgen und am Wochenende, und mit Freundin x und mit Einkaufen und und und“ macht. Dieser Gedankenfluss darf auch immer wieder mal durchbrechen. Nur muss dies zu einer bewussten Entscheidung werden. Wir müssen es zulassen – aber auch abweisen können.
Es ist unheimlich wichtig, den Fokus auf sich, das Jetzt, seinen Gegenüber legen zu können. Wenn es nichts gibt, als den Moment, ist man viel aufnahmebereiter, kann den anderen viel leichter verstehen, „erspüren“. Wer dagegen nur mit halbem Ohr zuhört, innerlich bei einem ganz anderen Thema ist, dem entgeht viel zu viel.
Die Ruhe in sich selbst findet man bei Meditationen. Konzentriere dich auf eine einzige Sache – und schalte alles andere ab.
Nimm deine Atmung zum besten Freund. Das Atmen bestimmt viel vom Körper und Geist. Wer ruhig und konzentriert ein und ausatmet, entspannt seinen Körper ganz von allein. Und ein entspannter Körper entspannt den Geist. So befindet man sich schnell in einem sich-selbst-beruhigenden Kreislauf.
Übe den Fokus bei Gesprächen mit Mitmenschen. Lege das Handy weg. Sei ganz bei diesem
Menschen, ohne an etwas anderes zu denken. Merkst du plötzlich, wie er sich fühlt, was er denken könnte?

2. Die Aura
Jedes Lebewesen hat eine gewisse Aura. Man „sieht“ sie nicht, kann sie nicht definieren und doch spürt man sie. Manchmal ist einem ein anderer Mensch oder ein Tier auf Anhieb sympathisch. Man ist „auf der gleichen Wellenlänge“. Tatsächlich senden beide Schwingungen aus, die so gut zusammenpassen, dass man sich zusammengehörig fühlt.
Die Aura hat zwar einen fortwährenden „Kern“, hängt aber ansonsten von der Stimmung ab. Ein gut gelaunter, in sich ruhender Mensch, der genau weiß, was er will und zugleich Rücksicht auf andere nimmt, hat eine positive Aura. Dieser Mensch wird von anderen Menschen und Tieren durchweg als „nett“ aufgenommen.
Wir können unsere Aura beeinflussen, indem wir durch unseren Körper und Geist das positive des Lebens in den Mittelpunkt rücken. Sich nicht stressen, sein Glück nicht von anderen abhängig machen, auch in unschönen Situationen gelassen bleiben und das Gute suchen. Deine Laune ist – so schockierend es manchmal auch klingen mag – eine Entscheidung. Man kann sich hängen, runterziehen, von anderen beeinflussen und unterdrücken lassen.
Oder man ist zufrieden mit sich selbst, begegnet anderen wohlgesonnen – auch wenn sie anderer Meinung sind-, folgt unbeirrt seinem Ziel.
Ein guter Anführer sorgt sich um andere, aber er ist nicht von ihnen abhängig. Er lädt ein „Komm mit, ich zeig dir die Welt“, aber er würde auch ohne die anderen weitergehen. Gerade diese innere
Überzeugung, dass man auf seinem Weg ist, zieht andere Lebewesen magisch an. Man folgt lieber dem, der sagt „Ich kenne den Weg“ als den, der meint „Ich glaube, die Richtung könnte gut sein…aber was meinst du? Also…rechts wäre auch ´ne Option…“
Dabei aber nie in Überheblichkeit abrutschen. Manchmal wissen andere es besser. Aber dann lässt man sich eben ein Stück führen.

3. Der Glaube
Steh zu dir. Alles Große hat mit einer kleinen Idee angefangen.
In einem meiner Lieblingslieder heißt es „Wünsche sind so mächtig, sie kriegen Mauern klein; auch die letzten kalten Krieger sehen das irgendwann mal ein.“
Das ist genau der richtige Weg. Bevor man etwas anfängt, sollte man es sich vorstellen. So, wie es sein soll. Der Geist ist sehr stark. Er beeinflusst unser Können im großen Maße.
Man kann es ganz leicht testen. Z.B. beim Seilspringen sich eine Zahl überlegen, die man für
realistisch hält. „Ich schaffe 50 Sprünge“. Vermutlich wird man die ersten 20 Sprünge leicht finden, bei 30 wird es schwieriger, bei 40 ist es ein „Ohje, Endspurt“ und nach 50 verhaspelt man sich dann.
Denn der Geist hat seine selbstgesetzte Grenze erreicht und viel weiter schafft es der Körper dann auch nicht.
Bei der Arbeit mit Tieren hat man oft negative Vorstellungen im Kopf. „Bestimmt geht mein Pferd bei den Kühen wieder durch“. Der Gedanke überträgt sich auf deinen Körper. Dein Körper spannt sich an.
Das Pferd merkt deine Anspannung, sieht die Kühe und…ist weg.
Mentale Arbeit ist gerade bei Sportlern sehr beliebt. Wer den Parcours vorher im Kopf durchgelaufen ist, bereitet die Muskeln bereits auf das „Wahre“ vor – und es funktioniert.
Wer nun mit einem guten Bild mit einem Tier arbeitet, überträgt diese Schwingung auf den
Vierbeiner. Alles scheint unverkrampfter, leichter zu laufen.
Hebt man den Blick, sieht man keine Grenzen.

Die Zeit
Zeit ist Geld. Zeit ist Mangelware. Zeit ist genau das, was es nicht geben darf, wenn man mit Tieren arbeitet. Keine Zeit als Ziel, keine Zeit als Begrenzung.
Arbeitet man mit Tieren, bewegt man sich in einem zeitlosen Raum. Man ist einfach nur „da“, erlebt das, was gerade passiert. Es ist wichtig, diese Zeitlosigkeit zu empfinden, denn sie sprengt den menschlichen Rahmen des „Wir müssen dies und das machen und erreichen, und zwar bis dahin…“ Man sollte, wenn man mit Tieren arbeitet, immer genug Zeit einplanen, damit etwas „dazwischen kommen kann“ ohne dass man deshalb unter Druck oder Stress gerät.

Zusammenfassung
Betrachtet man all das bisher geschriebene, sieht man, dass man selbst eine Entwicklung durchmachen muss, wenn man Tieren auf einer ganz anderen Ebene begegnen möchte.
Lerne deinen Körper kennen, lerne, ihn einzusetzen, zu beherrschen, auszulasten und zu verstehen. Lerne deinen Geist kennen, lerne, ihn zu kontrollieren, gezielt zu benutzen, Ruhe zu finden und den Fokus ins Jetzt zu legen. Lerne, eine positive Aura auszustrahlen, Menschen und Tieren mit einem Lächeln zu begegnen, auch wenn sie sich dir aggressiv nähern. Du hast dich selbst gefunden, lass dich nicht von anderen runterziehen, sondern zieh sie zu dir hoch.





Tier
Nun nähern wir uns dem, was einen so unwiderstehlich anzieht: Das Tier.
Aber wer nun in sich selbst ruht, kann dem Tier ganz anders begegnen. Es muss nicht länger unsere Sehnsüchte erfüllen, uns verstehen, sondern wir lassen uns ganz auf dieses fremde Wesen ein. Wir können ihm in seiner Welt gegenübertreten, einen gemeinsamen Weg finden.

Das Individuum
Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass die wirklich großen Tiertrainer kein richtiges Konzept haben. Zwar hat jeder so seine Tricks und Kniffe und wer die Körpersprache der Tiere richtig für sich einsetzt und versteht, der hat sowieso schon viel gewonnen. Doch was die wahre Arbeit ausmacht, ist das Erkennen des Individuums. Jedes Lebewesen hat seine eigene Persönlichkeit, funktioniert auf seine Art. Man kann kein Schema X bei jedem Hund, jedem Pferd abspulen. Dafür sind sie zu verschieden. Was den einen begeistert, treibt den anderen in den Wahnsinn.
Man muss lernen, dieses Tier vor einem zu erkennen, nicht eine Rasse oder Tierart an sich.
Beobachte es, lass dich voll und ganz auf die Ausstrahlung, die Bewegungsmuster, die Körpersprache und Blicke ein.

Bewegung
Wie oben bereits beschrieben, spielt Bewegung in der Tierwelt eine große Rolle. Sie ist der
Schlüssel zu jedem gesunden Pferd oder Hund. (Kranke oder sehr alte Tiere brauchen Bewegung nicht im gleichen Maße)
Viele Aggressionsprobleme, Verhaltensauffälligkeiten oder Krankheiten kommen von mangelnder Bewegung. In der Natur legen Tiere täglich viele, viele Kilometer auf der Suche nach Nahrung zurück.
Ihr Körper ist darauf ausgerichtet, benutzt zu werden.
Mit einem unkonzentrierten, unausgelasteten Tier kann man unmöglich eine Bindung herstellen.
Die erste Verbindung wird am leichtesten geschaffen, wenn man sich zusammen bewegt. Kein
Treiben, kein Ziehen, kein Fortjagen oder Herrufen. Man erwartet nichts vom Tier und das Tier
erwartet nichts von einem. Man läuft einfach. Und zwar so lange, bis Tier und Mensch sich
entspannen, jegliches mögliches Adrenalin, Anspannung oder Unsicherheit zwischen einem abgebaut ist. Das Tier merkt, dass man keine Gefahr ist, nichts von ihnen verlangt. In der gemeinsamen Bewegung liegt unheimlich viel Potential für zukünftige Harmonie.
Pferde und Hunde laufen über längere Strecken nur neben Tieren, denen sie auch „emotional
nahestehen“. Selbst wenn man schon ein sehr gutes Verhältnis zu dem Tier hat, sollte man immer wieder zu diesem Grundbedürfnis zurückkommen. Ein entspannt – nicht überanstrengt- bewegtes Tier ist danach geistig viel aufnahmefähiger.

Intuition & Emotion
Wie oben bereits beschrieben, ist jedes Lebewesen anders. Man kann noch so viel aus Büchern lernen, am besten funktioniert es doch, wenn man sich einfach komplett auf das Tier einlässt und dann intuitiv handelt. Nicht zu viel hineininterpretieren, aber eben doch auf das Bauchgefühl hören. Wirkt das Tier zufrieden? Arbeitet es vielleicht nicht mit, weil es Angst hat? War der Satz zur Seite ein Zeichen dafür, dass es schlechte Erfahrungen gemacht hat?
Begegne dem Tier immer wohlgesonnen, mit einem Lächeln und innerer Ruhe und Entspannung.
Wenn man selbst aufgewühlt, gestresst oder schlecht gelaunt ist, zerstört das nur jegliche Bindung. Emotionen sind zwar sehr wichtig, dürfen einen aber nicht überrollen. Gerade Mitleid hat bei der Arbeit mit Tieren nichts verloren. Es braucht eine starke Person, jemand, der sagt „Hier geht´s aus dem Loch raus“ und nicht jemand, der jammert „Was haben sie dir nur angetan?“ Tiere können mit Mitleid und „zu viel Verständnis für ihre Erlebnisse“ nichts anfangen. Natürlich darf man von einem traumatisierten Tier nicht erwarten, dass es so „funktioniert“ wie ein Normales. Aber das darf nicht zur Entschuldigung werden. „Ich weiß, Männer haben dich geschlagen. Aber dieser hier ist nett und den lernen wir jetzt kennen!“ ist ein anderes Zeichen für das Tier als „Du Armer wurdest von Männern geschlagen. Ja, ich weiß, du hast Angst! Guck mal, da ist wieder ein Mann! Wir können einen Umweg machen!“
Die Emotionen dürfen stark sein, aber immer gelenkt und fest und vor allem innerlich überzeugt. Setz sie richtig ein. Strahle das Gute aus. „Männer sind eigentlich total nett und das zeige ich dir jetzt auch! Du darfst hinter mir stehen, ich passe auf. Aber ich habe keine Angst und du auch nicht!“

Führen
Ein guter Anführer geht, wie ich schon gesagt habe, seinen Weg. Er erlaubt anderen mitzukommen. Seine Aufforderung ist klar. „Wenn du dich mir anschließt, werde ich dir Schutz bieten, dir beistehen und dein Überleben sichern. Aber es gibt Regeln.“ Und diese Regeln sind weder hart noch unfair, noch „dehnbar“. Sie sind klar, werden konsequent durchgesetzt und wer sie in Frage stellt, wird sehr schnell wissen, dass die Frage dumm war.
Natürlich kann man nicht immer alles richtig machen. Man muss sich stetig entwickeln und
verbessern. Aber man hinterfragt sich nicht. Nicht in dem Moment, indem man die Entscheidung trifft.
Entscheidungen müssen klar und wohlüberlegt sein. Ein zaghaftes „Lass uns probieren“ stößt bei Tieren auf Unverständnis.
Ein Chef darf auch Distanz für sich beanspruchen. Das Tier wird „eingeladen“, näher zu kommen, bei einem zu sein. Aber es darf nicht einfach deinen Zirkel betreten und sich in deinen „Bereich“ drängen.
Das ist unverschämt. Das machen Tiere unter sich auch nicht, außer sie wollen sich provozieren – oder beide sind damit einverstanden.
Wirkliche Nähe kann nur funktionieren, wenn auch Distanz und „Privatsphäre“ gewahrt wird.

Kommunizieren statt Konditionieren
Nach der harten „Hau-drauf-Methode“ im Tiertrainingsbereich folgte das „Schönfüttern“. Mach Sitz und schon fliegt ein Leckerchen.
Der Mensch sucht Wege, um die Sprachbarriere in ein alternatives Schema zu „übersetzen“.
Tiertraining wird zum Knöpfedrücken. Der Mensch zieht am Zügel, das Pferd übersetzt es zu einer Handlung. Man konditioniert die Tiere auf Signale, damit sie tun, was man will. Dabei bedienen sich beide diesem Übersetzungsprogramm. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist die Kommunikation. Man kann sich nie „richtig verstehen“, wenn man immer diesen Zwischenschritt drin behält. Ein sehr toller Pferdetrainer hat das mal mit „Autofahren“ verglichen. Irgendwann läuft bei Pferd und Mensch alles
automatisch ab. Aber ein Pferd oder Hund sind nun einmal keine Maschinen.
Wer dagegen auf der Ebene der Körpersprache handelt, sie „liest“ und selbst einsetzt, der konditioniert nicht, sondern kommuniziert. Dann ist nicht mehr eine bestimmte Handlung ein einziges bestimmtes Signal, sondern je nach Situation wird es anders aufgefasst und verstanden. Genau dieses Verstehen ist es, was einen so eng zusammenführt. Man hat die Antwort noch während man die Frage stellt. Und man darf fragen, denn auch der schlauste Anführer lässt zu, dass andere Mal etwas auch gut können – oder sogar besser.

Angebote annehmen
Menschen haben meist große Pläne. Sie wollen dem Hund einen bestimmten Trick beibringen oder mit dem Pferd eine bestimmte Lektion reiten. Dabei orientieren sie sich an dem, was sie bei anderen gesehen und als schön empfunden haben.
Diese Entscheidung ist nur leider oft sehr einseitig.
Natürlich gibt es Tiere, die sich über jede Aufgabe freuen und mit Begeisterung genau das lernen, was der Mensch will. Andere aber nicht. Sie haben ihre eigene Vorstellung, ihre eigenen Ideen. Viel zu selten wird Tieren in der Mensch-Tier-Beziehung erlaubt, ihre Vorschläge anzubieten.
Dabei versuchen sie es so oft. Man muss nur den Blick dafür haben. Es sind ganz kleine Dinge, die einem zeigen, woraus man Großes machen kann. Die leicht erhobene Pfote, die sich für Pfötchen geben, Humpeln, Männchen anbietet.
Das Slalomlaufen um die Bäume im Wald, das ja auch durch die Beine durch so gut funktionieren würde.
Der lebhafte Sprung auf der Koppel, der auch unterm Sattel in die Höhe gehen könnte.
Beobachte dein Tier. Versuche jedes Angebot, jedes kleinste Signal, aufzuschnappen. Und dann frag nach. Biete deinerseits eine Möglichkeit an – und setzt zusammen die tollsten Ideen in die Tat um.

Spiegel mich
Ist man nun seinem Tier ein guter Anführer, kann mit ihm auf einer Ebene kommunizieren und es verstehen, dann kommt man zu dem, was ich persönlich total liebe. Es ist ein Spiel und doch kein Spiel, ein tieferes Verständnis, der Wunsch, zusammen zu sein: Mirror me.
Alle Lebewesen haben den Drang, ihre Bewegungen genauso wie ihre Aura einander anzupassen, wenn sie zusammengehören. Nicht umsonst ist „Tanzen“ für Menschen überall auf der Welt ein kulturelles Erbe. Aber auch im Alltag merkt man es. Gähnen steckt an. Freunde haben oft die gleichen „Macken“. Man greift fast zeitgleich zum Trinkbecher. Man passt seine Schritte einander an. Und so funktioniert es auch unter Tieren und bei einer guten Mensch-Tier-Beziehung ebenfalls. Deine Laune beeinflusst die Stimmung deines Tieres – aber auch umgekehrt. Hat dein Tier Panik, ist es oft deine erste Aufgabe, deinen eigenen Pulsschlag zu beruhigen. Du hast eigentlich gar keine Angst, aber es „überträgt sich einfach“.
Auch die Bewegungen können sich angleichen. Tiere können den menschlichen Körper wundervoll auf sich selbst übertragen. Du beugst deinen Oberkörper nach vorne, der Hund begibt sich mit „Hintern hoch und Vorderpfoten tief“ in Spielhaltung. Du schmeißt die Arme in die Höhe und dein Pferd steigt. Ihr lauft seitwärts, rückwärts, dreht euch im Kreis. Lass hin und wieder die Führung los.
Imitiere dein Tier – es wird es lieben.
Das ist das, was andere Menschen so faszinierend finden. Sie sehen die Kommunikation nicht. Die Vorschläge, das Frage-Antwort-Spiel. Für sie ist es, als würde man sich blind verstehen. Als wäre man der Schatten des anderen.
Dann hat man das Vertrauen erreicht, was einen für das Tier zum Helden macht – und zugleich weiß man, dass man sich fallen lassen kann und mit Sicherheit aufgefangen wird.

Zusammenfassung
Ich weiß, ganz ehrlich, nicht, ob man den Text versteht. Ob der Versuch, mich und meine Denk- und Lebensweise zu erklären, so rüberkommt, wie er soll.
Ich schreibe schnell so, als sei das „das einzige Wahre“, als hätte ich die Weisheit mit Löffeln
gefressen. Aber das stimmt nicht. Ich bin noch immer eine Schülerin. Habe noch immer so viele Fragen und Unsicherheiten. Aber ich sehe einen Weg, auf dem ich viel lernen kann. Und ich bin bereit, diesen Weg weiter zu gehen.
Ich hoffe, dass mir Samurai und Cheveyo weiterhin meine Fehler verzeihen und mir zeigen, wie ich es besser mache.


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