DRINGENDE WARNUNG: PFERDEHAARE GEFÄHRLICH FÜR FRAUEN!!! Das National Institute of Health hat in seiner heutigen Pressemitteilung die Entdeckung eines potenziell gefährlichen Stoffes in Pferdehaaren bekannt gegeben. Diese Substanz, genannt "amobacter Equus" wurde bei Frauen mit folgenden Symptomen in Verbindung gebracht: Widerwillen gegen Kochen, Putzen oder Hausarbeit, Schminken, gute Kleidung und High Heels, ferner Widerwillen gegen Geldausgaben für Reparaturen an Haus oder Auto, bevor das 'Baby' nicht neue Decken, Halfter,Stricke, Leckereien, Futter, Zaumzeug oder Putzzeug hat. "Amobacter Equus" führt in der Regel dazu, viele Stunden außer Haus zu sein und verursacht Erschöpfung mit eventuellem Kontaktverlust zu anderen Menschen (vor allem Freunden und Ehemännern). "Amobacter Equus" steht zudem im Verdacht, süchtig zu machen und weitere Lieferanten des Suchtstoffs nach sich zu ziehen – dies kann zu Herdenverhalten führen oder, wie es in der Werbung für Kartoffelchips heißt: "Du kannst nach einem nicht aufhören." Passen Sie auf! Wenn Sie in Kontakt mit einer weiblichen Infizierten kommen, bereiten Sie sich auf stundenlange Gespräche über Pferde vor. Zusätzliche Symptome sind mangelnde Krankheitseinsicht und die Weigerung, sich Hilfe zu suchen. Eine vollständige Heilung ist selten und verursacht schwere Nebenwirkungen. Ärztliche Warnung:Pferde sind teuer, suchterzeugend und können den gesunden Menschenverstand stark beeinträchtigen!
Manchmal
möchte man, dass alles so gut bleibt, wie an einem Tag. Vorgestern war so
großartig gewesen, dass ich gestern gleich daran anknüpfen wollte. Aber Tiere
lernen nun einmal nicht linear und so kann man ganz schnell auf die Nase
fallen.
Nachdem Chevy morgens noch richtig toll auf dem Spaziergang in allen Gangarten
dabei war, holte uns irgendwann die Hitze und Müdigkeit ein. Mehrere Tage
hintereinander das Sport- und Energielevel so hoch zu halten, war einfach zu
viel.
Da die eine Wiese jetzt mit Pferdegras ausgesät werden sollte, versuchte ich in
der Mittagshitze abzuäppeln. Abends gab es dann noch Probleme mit dem neuen
Heuballen, sodass die Pferde eine Stunde nichts zu fressen bekamen. Ich hab
genau gesehen, dass Chevy eigentlich kaputt war und schlafen wollte, aber mein
verdammter Ehrgeiz wollte, dass wir auch nochmal auf dem Platz Bodenarbeit
machten. Es kam, wie es kommen musste. Gar nichts funktionierte. Chevyto hatte
absolut keine Lust, war total unkonzentriert, und dann standen auch noch ein
lauter LKW und ein Trekker in der Nähe.
Ziemlich frustriert habe ich ihn zurückgebracht und dann zu allem Überfluss
noch entdeckt, dass seine Ohren ziemlich schlecht aussahen. Krustig, dreckig
und dann krabbelt da auch noch diese blöde Kriebelmücke. Aber egal was man tut,
er lässt sich an den Ohren nicht anfassen. Gemeinsam mit der Besitzerin vom
Herdenchef haben wir alles versucht, ablenken mit Futter, Streicheln,
Festhalten… Chevy ist immer schneller und natürlich stärker. Am Ende traute er uns
beiden nicht mehr über den Weg.
Ich hab zumindest am Ohrrand dann doch noch etwas draufbekommen, als ich das
Halfter abgezogen habe und er nicht so richtig damit gerechnet hatte.
Trotzdem, die Sorge war da. Klar, wir können das im Juni unter Sedierung, wenn
der Zahnarzt kommt, versuchen, auszuwischen, aber das ist noch ein Monat bis
dahin… Und es kann ja nicht sein, dass man jedes Mal das Pferd sedieren muss,
wenn man seine Ohren säubern will.
Jedenfalls war ich abends richtig frustriert, habe verdammt schlecht
geschlafen, die halbe Nacht von Insekten und kaputten Ohren geträumt und war
morgens so richtig tot. Kreislauf am Spinnen (Ich habe eigentlich nieeee
Kreislaufprobleme), zittrig, schwindelig. Und dann auch noch warm, aber mit Gewitterankündigung.
Glücklicherweise war Chevy nicht sauer und schien das gestrige auch nicht als
schrecklichen Vertrauensbruch anzusehen. Stattdessen marschierte er über die
Wiese (sie stehen jetzt auf einer anderen Wiese, da die Alte ja neu gemacht
wird und wir dort außerdem auch noch Johanniskreuzkraut gefunden haben…) auf
mich zu, holte seine Karotte und graste zufrieden weiter.
Ich beschloss, uns heute erst mal eine Pause zu gönnen und setzte mich hin.
Eigentlich schüttelt Chevy gar nicht mehr den Kopf als die anderen. Er hat nur
weniger Haare im Ohr, weshalb man die Haut eher sieht… Vermutlich habe ich
allgemein mal wieder überreagiert. (Notiz an mich: Besser keine Kinder kriegen,
wenn die Sorgen um Tiere einen schon nicht schlafen lassen!)
Außerdem, ich hatte meine eigene Regel missachtet: Tu immer nur das, was das
Tier anbietet!
Chevyto hatte gestern nicht auf dem Platz arbeiten wollen. Ich hätte es gleich
erkennen und sein lassen sollen. Ehrgeiz ade. Das bringt nichts außer schlechte
Laune.
Neuer Vorsatz: Noch genauer darauf achten, was der Kleine mir zeigt!
Ich wollte dann ein lustiges Spiel aus meiner Kindheit mit ihm versuchen: Apfel
aus dem Wassereimer „ohne Hände“, nur mit dem Mund, rausholen.
Man selbst hat das nie hinbekommen. Für Pferde scheint es aber keine große
Herausforderung darzustellen. Chevey drückte einfach die gesamte Schnauze mit
Apfel ins Wasser, bekam die Frucht zu fassen und schwupps war der ganze Apfel
weg und die nasse Nase in meinem Gesicht.
Es gibt so Tage, da wünscht man sich, sie würden ewig
andauern.
Schon morgens begrüßte uns die Sonne. Vielleicht sogar etwas zu warm-freundlich
für die Joggingrunde. Aber dafür wurde ich mit Bambi belohnt. Plötzlich stand
ein herzzerbrechend-niedliches Rehkitz auf dem Waldweg. Ich habe Samu natürlich
direkt zu mir gerufen und dann haben wir beobachtet, wie das Kleine verwirrt zu
seiner Mama stakste und sie gemeinsam seelenruhig im Wald verschwanden. Diese
Knopfaugen! Diese riesigen Ohren!
Mit Chevy bin ich heute das erste Mal wieder auf den Platz gegangen. Es ist so
schwierig, neutral seine Entwicklung zu beschreiben, wenn dieses Pferd einfach
nur Zucker ist! Interessiert macht er alles mit. Marschiert über Planen, läuft
Slalom um Hüte, sucht sich seinen Weg durchs Stangengewirr… Wenn ich etwas
Neues aufbauen will, schaff ich das kaum, weil der neugierige Bub das sofort
ausprobieren möchte. Die meisten Sachen kann ich ganz ohne Strick machen, da er
sehr motiviert dabei ist.
Mittags bin ich dann mit Samu eine Runde Fahrrad gefahren. A propos Fahrrad… Ursprünglich war das ja der Gedanke, dass ich mit dem Rad zum Stall kann, aber bisher hat meist entweder das Wetter genervt, ich keine Zeit gehabt oder…schlicht und ergreifend keine Lust. Heute bin ich aber brav vormittags und mittags zum Pferdchen geradelt! Und eben auch mit Samu. Eigentlich mag ich die Drahtesel ja so gar nicht, aber bei dem Traumwetter… So waren wir auch schneller an der Sieg, dem Fluss in unserer Nähe. Ich habe mindestens genauso begeistert wie Samu im Wasser geplanscht. Sehr zum Amüsement einer Gruppe Jugendlicher, die am Flussufer lagerten. Ich konnte es mir auch nicht nehmen lassen, zu versuchen, auf einem Bein auf einem glitschigen Felsen zu stehen. Das „Scheiße, Scheiße, Scheiße“, hat hoffentlich keiner gehört, als ich fast vornüber gekippt wäre.
Auf dem Rückweg kamen wir an einem Feld vorbei, wo gerade das Heu in Linien
gelagert worden war. Ich fühlte mich derart an die Pferdchen-Spiele meiner
Kindheit erinnert, dass ich mit Samu einmal quer drüberspringen musste. Ernst
sein kann man wann anders! Ich bin zwar schon 21 und die Arthrose meines Hundes
hat sich auch nicht gefreut, aber wir hatten unseren Heidenspaß!
Dann kam ein vielleicht 10-12-jähriges Mädchen mit ihrem Sheltie vorbei. Die
kleine Hündin musste schön bei Fuß gehen und das Kind latschte einfach nur vor
sich hin. Fasziniert, halb lächelnd, sah sie Samu und mir kurz zu.
Hey, Kids von heute, wisst ihr nicht mehr, welch Spielplatz die Natur ist?!
Ich bin da recht schmerzfrei, wenn es heißt, sich in den Augen vieler „kindisch-lächerlich“
zu benehmen.
Wieder bei Chevy sind wir nochmal zu den Hügeln und Wiesen marschiert. Das
Wetter stellte „Arbeitstemperaturen“ für meinen kleinen Portugiesen dar. Er war
dermaßen gut drauf, dass wir – von Grasen als Belohnung unterbrochen- ganz viel
kletterten, trabten, Schritte verlängerten, Tempi anpassten und sogar
galoppierten. Er ist einfach ein wundervoll-sensibles, aufmerksames Pferdchen!
Danach war er sogar das erste Mal leicht nassgeschwitzt. Was vermutlich zum
Großteil auf die Hitze, aber auch auf die Bewegung und Anstrengung
zurückzuführen ist. Wir standen teilweise um die Wette pumpend auf dem Hügel,
den wir gerade hochgerannt waren.
Manche stellen sich in die Mitte und lassen ihr Pferd endlose Kreise um sich
laufen. Klar, Longieren mag auch so seinen Sinn haben. Aber da ich selbst so
gerne in Bewegung bin, sporteln wir eben zusammen!
Ziemlich kaputt dösten wir vorm Stall dann ein wenig. Ich legte mich einfach
auf die aufgewärmten Fliesen und Chevyto „hielt Wache“. Unweigerlich musste ich
an Jesus und seine Krippe denken. „Da hielten Ochs und Esel Wacht!“ Bei mir ist
es zwar ein Lusi, aber das Bild von unten nach oben muss ähnlich ausgesehen
haben.
Wieder etwas erholter marschierten wir dann auf die Weide. Ich glaube tatsächlich, Cheveyo mag mich auch. Immer wieder kommt er „vorbei“, einfach nur, um einen anzustupsen und Zusammengehörigkeit zu zeigen.
Mit einem Handtuch, einem guten Buch und den Pferden um sich rum, so lässt es sich leben! Nach der vielen Bewegung tat diese kleine Auszeit auch mal ganz gut.
Dann entdeckten wir aber ein sehr tiefes Loch. Die Idylle hier, wo Fuchs, Hase und Reh einem noch an jeder Ecke begegnen, hat eben auch so seine Tücken. Wer weiß, welches Tier dort seinen Bau gegraben hat – für die Pferde ist das eine tödliche Stolperfalle. Einmal reinreten und schon ist so ein Bein gebrochen… Schnell haben wir die Stelle also „abgesteckt“.
Ich bin den ganzen Tag barfuß gelaufen. Das ist ja doch irgendwie die
natürlichste Bewegungsform des Menschen. Aber, autsch….! Jetzt kann ich sehr
gut nachvollziehen, warum Chevy auf den Steinen so fühlig und verklemmt läuft.
Ich bin selbst überaus…langsam dahinstolziert und habe Bekanntschaft mit
gefühlten hundert Brennnesseln und Disteln gemacht.
Auf dem Rückweg merkte ich dann auch meine vier Buchstaben vom Fahrradfahren
und die Füße jaulten auf den mit „Festhaltdornen“ bestückten Pedalen.
Bei der Dusche hatte ich das Gefühl, für viele kleine Krabbelinsekten der
Untergang der Titanic zu sein. Und ich sehe aus, als würde ich beim Wettbewerb
für das schönste „Krebsrot“ mitmachen
wollen. Fiese Sonne!
Insgesamt war ich heut rund 9-10 Stunden an der frischen Luft. Ein Glück für
Samu – der halbtot neben mir schläft-, dass meine Energie jetzt auf ein zweites
Tier verteilt wird.
Wirklich, ein sehr, sehr schöner Tag!
Mal davon abgesehen, dass ich Eva & Shilas sowieso großartig finde, zeigt dieses Bild, finde ich, wunderbar, dass ein harmonisches Team immer gleich funktioniert, egal welche Hilfsmittel man benutzt.
Der Sperrriemen: hat er seinen Sinn verloren? von Silke Schön
Es begann damit, dass wir diesen Artikel von Michael Geitner zum Thema Sperrriemen gefunden haben:
Ich höre oft die landläufigen "Argumente" für die Benutzung des Sperrriemens (Kinnriemen) wie "Mein Pferd streckt sonst die Zunge raus" oder "Das Pferd sträubt sich sonst gegen die Trense". Die Fakten, die GEGEN den Einsatz des Sperrriemens sprechen, sind folgende (dazu kurz etwas zur Historie): der Erfinder des Englischen Kombinationshalfters hatte ursprünglich eine wirklich gute Idee. Die Schlaufe, die vorne am Nasenband angebracht ist, wurde komplett anders verwendet als heute. Es wurde der Riemen jeweils links und rechts durch das Gebiss, und zwar von innen nach außen, verschnallt. So konnte der Zug auf das Gebiss beschränkt werden und der Druck auf den Nasenrücken weiter gegeben werden.
Zudem fand der Sperrriemen Verwendung, die aus den Bedürfnissen des Militärs heraus entwickelt und angepasst wurden. Um bei Stürzen zu verhindern, dass sich die Pferde durch weit geöffnete Mäuler den Unterkiefer brachen, wurde ihnen der Unterkiefer mittels Sperrriemen zugeschnürt. Dadurch verringerten sich die Kieferbrüche der damaligen Pferde um 80%.
Wahrscheinlich seit den späten 70igern kommt dem Sperrriemen nun eine sehr unglückliche, zweckentfremdete Aufgabe zu, nämlich dem Pferd das Leben schwer zu machen. Was der Sperrriemen aber sehr deutlich einschränkt und zum Teil auch stark behindert, ist das Abschlucken des Speichels. Wenn nämlich sein Maul zugeschnürt wird, kann das Pferd nicht mehr durch das leichte Öffnen des Mauls den Druck des Trensengebisses auf den Gaumen abmildern. An der Stelle, an der das Trensengebiss gegen den Gaumen drückt, sitzen aber Nervenrezeptoren, die den Schluckreflex unterbinden und den Deckel des Kehlkopfes blockieren. Dadurch entsteht das Einspeicheln des Pferdes, was also in erster Linie ein Zeichen dafür ist, dass das Pferd seinen Speichel nicht abschluckt, aber noch lange kein Hinweis darauf, dass das Pferd korrekt "durch das Genick" geht.
Das kann jeder an sich selbst ausprobieren: Wenn man mit einem Löffel an den Gaumen drückt, dann kann man seinen Speichel nicht mehr abschlucken und es entsteht zudem ein Würgereiz.
Neben vielen anderen Funktionen bildet der Speichel einen natürlichen Schutz der Magenschleimhäute des Pferdes. Wir wissen heute, dass etwa die Hälfte aller Pferde im Freizeitsport und sogar 80% der Pferde im Leistungs- und Hochleistungssport unter Magenproblemen leiden. Denn der Speichel erfüllt neben dem rein mechanischen Abtransport des bereits im Maul zerkauten Nahrungsbreis aus der Maulhöhle in den Magen noch eine Reihe weiterer ganz wichtiger Funktionen. Im Speichel befinden sich wichtige Mineralien, vor allem Natriumbikarbonat, das als chemischer "Puffer" eine Übersäuerung des Magens verhindert. Fehlt nun dieser Speichel als Säurepuffer, kommt es schnell zu einer Übersäuerung des Magens. Ist die Magenschleimhaut zum Beispiel durch Stress an manchen Stellen dünner als normalerweise, führt eine Übersäuerung des Mageninhaltes an diesen Stellen zu einem Magengeschwür, da die Magensäure - übrigens fast reine Salzsäure - an diesen Stellen die "Schutzhülle" der Magenwände einfach wegfrisst. Dieses Problem ist NICHT zu unterschätzen, da eine Erkrankung des Magens das Pferd sehr unrittig machen kann, weil es durch Anspannung der Muskulatur immer wieder versucht, den schmerzenden Magen ruhig zu stellen, damit die Magensäure nicht so viel herumschwappt. [...].
Der nächste Punkt gegen den Einsatz des Sperrriemens ist dieeingeschränkte Freiheit des Kiefergelenks. Man hat festgestellt, dass, wenn das Kiefergelenk nicht richtig arbeitet bzw. festgeklemmt oder festgehalten wird, die Muskulatur des Kiefers Bewegungsstöße des Körpers, z.B. beim Laufen, nicht mehr abfedern kann. Wenn wir also einen Dauerlauf mit zusammengebissenen Zähnen laufen würden, dann würden wir uns derart die Wirbel der Wirbelsäule prellen, dass wir am Abend nicht mehr wüssten, wie wir uns überhaupt bewegen sollen. Die Pferde müssen das tagaus, tagein erleiden, und die Praxis des Sperrriemens kann Gelenkschäden bis hinunter zu den Fesselgelenken zur Folge haben. Man sagt daher: Das Kiefergelenk ist der erste Halswirbel. [...] Neben der Sicherstellung der Funktionsfähigkeit der Wirbelsäule ist die Kieferfreiheit zudem ganz wichtig für die Speichelproduktion, die vor allem durch die Ohrspeicheldrüse gesteuert wird. Ein festgezogener Sperrriemen verhindert die Kieferfreiheit und das Pferd kann nicht mehr kauen. Das ist aber eine Grundvoraussetzung, um Speichel zu produzieren und abfließen zu lassen. Dem Pferd steht keine ausreichende Menge an Speichel zur Verfügung und der vorhandene Speichel kann nicht abgeschluckt werden. Und das gerade in der stressigsten Zeit, im Training. Da brauchen die Pferde ihren Speichel nämlich am nötigsten.
Zudem verläuft genau an dem Punkt, wo der Sperrriemen sitzt, die Austrittsstelle (For. Mentale) eines empfindlichen Nervs, dem Nervus mentales, der für die Haut, Muskulatur, Schleimhaut der Unterlippe, sowie für das Kinn zuständig ist. Um es auf den Punkt zu bringen, formuliere ich das Problem des Sperrriemens folgendermaßen: Ich würde mir wünschen, dass die verschwendete Energie, die die Pferde aufbringen (müssen), um sich gegen den Sperrriemen zu wehren, als freie zusätzliche Energie für das zur Verfügung steht, was die Pferde leisten können. Wenn man die für den Kampf gegen den Sperrriemen eingesetzte Konzentration im Training zusätzlich zur Verfügung hätte, um sie für das Lernverhalten des Pferdes einzusetzen, dann wäre jeder, der von dieser Energie und Konzentration Gebrauch macht, gleich um Klassen besser, als derjenige Standard, den man sich mühsam gegen den Sperrriemen erkämpft hat. Text: Michael Geitner
65% verlängerte Maulspalte Eine der Wirkungen von Gebiss und Zäumung ist der Zug auf die Maulwinkel. Hier treten, wie oben berichtet, die meisten Beanstandungen auf. Wie Messungen gezeigt haben (u.a. Dullenkopf 2013), differiert die Länge der Maulspalte des Pferdes in verschiedenen «Situationen» erheblich. Die situationsbedingt unterschiedlichen Längen der Maulspalte in Verhältniszahlen sind:
100 Länge der «naturbelassenen» Maulspalte, Pferd nur mit Stallhalfter;
140 Länge der Maulspalte bei regelkonformer Zäumung mit doppelt gebrochener Trense und hingegebenen Zügeln;
165 Länge der Maulspalte bei regelkonformer Zäumung mit doppelt gebrochener Trense und aufgenommenen Zügeln.
Das bedeutet, die Maulspalte verlängert sich durch Auftrensen und Aufnehmen der Zügel um ca. 65 Prozent.
Eigentlich liegt das Problem ganz woanders
Sperrriemen werden viel zu oft aus Unwissenheit benutzt. Der geschenkten Trense schaut man eben nicht ins Maul! Zu wenige Reiter hinterfragen, ob ihre Ausrüstung sinnvoll ist und dem Ausbildungsstand von Pferd und Reiter entspricht. Auch die korrekte Verschnallung wird eher durch die Stille Post weitergegeben als durch das Lesen der entsprechenden Vorschriften
Wie geht das nochmal? So viele Riemen, da blickt doch kein Mensch durch! Bild: Andi Várkonyi / www.papermustang.eu
Der Sperrriemen wird auch eingesetzt, um mangelndes reiterliches Vermögen auszugleichen. Hier muss man zwar dem Reitschüler ankreiden, dass er nicht selbstständig denkt. Doch vor allem sind hier die Reitlehrer in Frage zu stellen, die es nicht leisten können oder wollen, dem Reitschüler vor oder nach der Stunde auch die korrekt sitzende Ausrüstung näher zu bringen. Oder Reitlehrer, die mit Desinteresse in der Hallenecke stehen und grobe Einwirkung im Maul nicht korrigieren. Der Reitschüler wird sich aus Unkenntnis und dem Gefühl, ertappt worden zu sein, immer rechtfertigen und keine berechtige Kritik zulassen, sollte man ihn auf eine falsch verschnallte Trense oder unruhige Hände ansprechen. Andreas Werft, kritischer Reitlehrer, legt großen Wert auf die "große Reitstunde": "Reiten lernen beinhaltet ebenso das Drumherum. Wie putze und sattle ich ein Pferd richtig? Was ist das für eine Zäumung und wieso setzen wir sie bei diesem Pferd ein? In der Praxis wird viel zu wenig theoretisches Wissen vermittelt, meistens aus Zeit- und Kostengründen. In einer Reitstunde, die 10 € kostet, muss ja irgendwo gespart werden!" (Und da wird nicht nur an theoretischem Wissen gespart, sondern auch an den Schulpferden - aber das soll ein eigenes Thema sein.)
Ist es also auch die große menschliche Schwäche, keine Kritik einstecken zu können? Auch sachliche Kritik und selbst solche, die dem Pferd eindeutig einen Nutzen bringt (und damit dem Reiter), wird abgeblockt. Aus Trotz, Wut oder Engstirnigkeit wird weiter gezogen und zugeschnürt. Der Leidtragende bei soviel menschlicher Fehlleistung ist hier nur das Pferd. Und auch dieses Problem fängt ganz woanders an. Aus Angst, aus der (reiterlichen) Gruppe ausgestoßen zu werden oder sich klein zu fühlen, aus Ehrgeiz und dem Drang, mittels Siegen und Lob das Selbstwertgefühl zu steigern hören Menschen nicht auf ihr Bauchgefühl. Die meisten nehmen -bewusst oder unbewusst- wahr, dass sich ihr Pferd (egal, ob eigenes oder geliehen) nicht wohlfühlt oder sogar Schmerzen hat. Es fehlt ihnen jedoch der Mut, NEIN zu sagen und für den Partner Pferd in die Bresche zu springen. Hier sind Eltern, Freunde und Reitlehrer gefragt! Wenn Tiere leiden, erst Recht in einem Sport, in dem sie die Grundlage für alles bilden, muss jemand einschreiten! Das ist moralisch und ethisch notwendig.
Zudem gibt es zu wenige medienwirksame Vorbilder. Das Auge hat sich gewöhnt an zugeschnürte Mäuler, blutige Pferde-Bäuche durch Sporen und natürlich an Rollkur bzw. Hyperflexion. Diese Methoden sind dennoch sehr in Frage zu stellen. Nur, weil es jeder macht, sieht und beibringt, ist es NICHT richtig! Pferde-Menschen, die einfach nach ihrem gesunden Menschenverstand und einer gesunden Einstellung zum Leben handeln, werden als Wald- und Wiesenreiter belächelt. Die Kurse bei den Horsemanship-Trainern sind dagegen immer gut gebucht, irgendwer muss den Gaul ja schließlich reparieren. Nur: wenn der Wille zur Einsicht und Änderung fehlt, werden die Pferde weiter leiden.
Weniger ist mehr, eindeutig! Wer so viele Hilfsmittel braucht, um ein Pferd zu reiten - der hat es nicht besser verstanden. Und den Reitlehrer sollte man auch nicht weiterempfehlen! Bild: Andi Várkonyi / www.papermustang.eu
Darf man entgeistert dreinblicken, wenn jemand stolz seine blutige, große Blase
an der Hand zeigt und meint „Mein Pferd war gestern so spritzig, ich hab die da
bekommen, obwohl ich Handschuhe anhatte!“ Man bedenke, das Pferd hatte ein
Gebiss im Maul…und genug Druck drauf, um durch Handschuhe hinweg Blasen zu
verursachen…
Pferde sind große, starke Tiere mit sehr viel Power. Wenn die sich ins Zeug
legen, hilft gar kein „Hilfsmittel“ mehr. Da werden Hengste durch scharfe
Ketten die Zunge abgeschnitten, Nasenrücken durch Serretas oder Ähnliches
gebrochen und und und…
Ist es nicht besser, wenn dein Pferd auf dich achtet und seine Kraft dir mit
Leichtigkeit anpasst?
Chevyto reagiert mittlerweile so wunderbar fein auf mich. Er ist beim
Spazierengehen oft echt gut drauf. Wir bringen jetzt Volten, Schlangenlinien,
Rückwärtsgehen, Wendungen, usw. in unser Hügelkletterprogramm mit ein. Immer
wieder nehme ich auch seine Bereitschaft zum Traben auf. Heute, als ich kurz
etwas „anders gelaufen“ bin, passte er sich sofort an und sprang freiwillig an
der Hand in den Galopp. Sobald ich stehenblieb, stoppte das Westernpferdchen
auch. Oh, ein wundervolles Pferd! Fast die gesamte Zeit kann ich den Kleinen nur mit zwei Fingern "führen".
Klar, was wir bis jetzt machen, ist noch nichts, wo man groß in Streit mit
seinem Tier kommt. Wer weiß, ob ich irgendwann in ein „Kräftemessen“ geraten
werde.
Doch dann gehen wir einen Schritt zurück und werden an den Basics arbeiten,
bevor bei mir die Hände und bei ihm die Nase oder sonstwas wund werden…!