Tausend Fragen quälten mich. Unsicherheiten ließen mich nicht los.
Hab ich überhaupt genug Ahnung für ein eigenes Pferd? Werde ich die nächsten dreißig Jahre genug Zeit und Geld haben? Was mache ich, wenn es nicht so „klappt“, wie ich es mir vorstelle?
Was, wenn Chevy sich nicht mit den anderen Pferden versteht?
Vielleicht habe ich mir alles so schön erträumt, dass ich jetzt enttäuscht sein werde?
Schon als ich den Vertrag unterschrieben hatte, war neben der Glückseligkeit da auch die Panik.
Aber vielleicht war das gut so. Nur solange man an sich selbst große Anforderungen und Erwartungen stellt, sich hinterfragt und immer um das Beste bemüht, kann man lernen.
Welcher Mensch ist denn schon perfekt? Selbst die Profis machen Fehler! Und habe ich nicht von den Tieren gelernt, dass sie verzeihen und man irgendwann trotzdem gemeinsam weiterkommt?
Jedenfalls – ich hatte es gewagt. Und am Freitag stand ich schon um 12.00 Uhr auf dem Hof, obwohl Cheveyo erst gegen 13.00 Uhr ankommen sollte.
Beim Transport war er aus dem viel zu großen Halfter gerutscht. Trotzdem stieg er aus dem Hänger wie ein Profi. Ich unterschrieb noch die letzte Vertragsversion, nahm die Papiere entgegen und bezahlte den Transporteur – Chevy stand derweil neben mir wie eine Eins. Alles dort war fremd für ihn und doch blieb er erstaunlich ruhig. Wer weiß, wie oft er bereits umgezogen ist. Von vier Mal weiß ich es…
Auf dem Sandplatz vor der Weide musste er gleich mal sein südländisches Temperament zeigen und trabte aufgeregt am Zaun entlang. "Mann, hat der Gänge!", hieß es da.
Kleiner Angeber!
Kleiner Angeber!
Die anderen Pferde stürmten anfangs überrascht mit, aber das legte sich schnell.
Man muss dazusagen, dass er seit 2,5 Tagen pausenlos nur in der Box gestanden hatte. Da musste er erstmal viel aufgestaute Energie loswerden!
Die ersten Grashalme hat er dann auch gleich gezupft.
Bei manchen Pferden kann man ein richtiges „Wälz-Defizit“
bemerken, wenn sie nur in der Box gehalten wurden und keinen Platz für so etwas
hatten. Chevy versucht nun alles „nachzuholen“. Er wälzt sich täglich so oft er
kann, streckt akrobatisch die Beine, purzelt von einer Seite zur anderen,
parniert sich schön ein, steht auf, schüttelt sich und schmeißt sich gleich
wieder hin.
Wälzen ist ein ganz natürlicher Instinkt bei Pferden und es ist absolut nicht vertretbar, seine Tiere so zu halten, dass sie dem nicht nachkommen können.
Wälzen ist ein ganz natürlicher Instinkt bei Pferden und es ist absolut nicht vertretbar, seine Tiere so zu halten, dass sie dem nicht nachkommen können.
Da er sich beruhigt hatte und auch die anderen Pferde relaxter schienen, wollten wir es wagen, sie kurz zusammenzulassen. Etwas mulmig war mir schon zu Mute, da ich erst von einem Pferd gehört hatte, das von einer Herde derart gejagt und getreten worden war, dass es sich in einen Stacheldraht stürzte, ein Bein brach und eingeschläfert werden musste.
Aber die Stallbesitzerin kennt die Pferde, beteuerte, dass kein "Treter" dabei sei und so ließen wir sie auf der großen Weide zusammen.
Silvio, der Haflinger und Herdenchef, meisterte seine Aufgabe ganz souverän. Er zeigte Chevy, dass der Neue zu seiner Herde Abstand halten soll. Die zwei Dreijährigen Araber hätten ihn zwar gerne begrüßt, wurden aber zurückgeschickt. Wini, der Berber, half Silvio begeistert beim "Vertreiben" - nur dass ihm die Souveränität des Chefs fehlt. Sunny, der ältere Araber, hielt sich einfach getrost aus der Sache raus.
Es ist unglaublich faszinierend zu beobachten, wie toll diese Tiere kommunizieren und ganz klare Grenzen setzen. Es gab keinen Streit, keine unmittelbare Nähe, alles lief auf Distanz mit Ohrenspiel, Mimik und Hufbewegungen statt.
Leider ist mein Kleiner noch nicht angeweidet. Deshalb durfte er eigentlich nur fünf Minuten mitfressen.
Cheveyo dachte aber nicht im Traum daran, seine gerade gewonnene Freiheit so schnell wieder aufzugeben. Sobald man sich ihm auf wenige Meter genähert hatte, stürmte er davon. Den Strick hatte er sofort entdeckt. Jetzt wieder gehen und womöglich erneut in die Box gesperrt werden? Vergesst es!
Zu dritt versuchten wir, ihn zu kriegen. Erfolglos.
Erst nachdem wir eine Art "Schlauch" bauten, der zurück zum Sandplatz führte und ihn dort hineintrieben, ließ er sich fangen.
Im Nachhinein könnte ich mir für unser Verhalten selbst eins auf den Deckel geben. Dass er die riesige Koppel nicht mehr verlassen wollen würde, hätte uns von vornherein klar sein müssen.
Auch mussten wir bedrohlich gewirkt haben, wie wir immer wieder versuchten, zu ihm zu gelangen. Eher wie Raubtiere, denn Freunde.
Außerdem hatte er nur genau das gemacht, was die anderen Pferde mit dieser Art von Körpersprache von ihm verlangt haben. Wenn jemand in seine Richtung geht, soll er weichen!
Nach all den Aufregungen durfte er dann seinen abgetrennten Bereich des Offenstalls beziehen. Er mied den Unterstand mit Stroh, denn der schien ihn an seine Box zu erinnern.
In der Box war er immer ein Häufchen Elend. Versteckte sich in der Ecke. "Man sieht mich nicht". In Spanien sollen die Pferde sich oft in den Ecken verkriechen, sobald jemand die Boxentür aufmacht...
Aber jetzt hatte Chevy viel mehr Platz! Und den genoss er auch sofort, indem er sich einen guten Aussichtspunkt suchte.
Der Appetit war auch schon da. Er muss ja auch noch einiges auf die Rippen bekommen!
Cheveyo dachte aber nicht im Traum daran, seine gerade gewonnene Freiheit so schnell wieder aufzugeben. Sobald man sich ihm auf wenige Meter genähert hatte, stürmte er davon. Den Strick hatte er sofort entdeckt. Jetzt wieder gehen und womöglich erneut in die Box gesperrt werden? Vergesst es!
Zu dritt versuchten wir, ihn zu kriegen. Erfolglos.
Erst nachdem wir eine Art "Schlauch" bauten, der zurück zum Sandplatz führte und ihn dort hineintrieben, ließ er sich fangen.
Im Nachhinein könnte ich mir für unser Verhalten selbst eins auf den Deckel geben. Dass er die riesige Koppel nicht mehr verlassen wollen würde, hätte uns von vornherein klar sein müssen.
Auch mussten wir bedrohlich gewirkt haben, wie wir immer wieder versuchten, zu ihm zu gelangen. Eher wie Raubtiere, denn Freunde.
Außerdem hatte er nur genau das gemacht, was die anderen Pferde mit dieser Art von Körpersprache von ihm verlangt haben. Wenn jemand in seine Richtung geht, soll er weichen!
Nach all den Aufregungen durfte er dann seinen abgetrennten Bereich des Offenstalls beziehen. Er mied den Unterstand mit Stroh, denn der schien ihn an seine Box zu erinnern.
In der Box war er immer ein Häufchen Elend. Versteckte sich in der Ecke. "Man sieht mich nicht". In Spanien sollen die Pferde sich oft in den Ecken verkriechen, sobald jemand die Boxentür aufmacht...
Aber jetzt hatte Chevy viel mehr Platz! Und den genoss er auch sofort, indem er sich einen guten Aussichtspunkt suchte.
Der Appetit war auch schon da. Er muss ja auch noch einiges auf die Rippen bekommen!
So verging der erste, aufregende Tag.
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