Montag, 28. April 2014
Wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht!“ sagen.
Ich liebe es… Die ganze Herde auf der großen Wiese, zwischen blühenden Bäumen, Wurzeln und Hügeln. Hier vergehen die Stunden wie im Flug. Es ist furchtbar spannend, sich in ihrer Nähe aufzuhalten und sie zu beobachten. Scheinbar vollkommen in sich ruhend grasen sie sich Stück für Stück voran – bis einer Trubel reinbringt. Sie stehen nicht einfach nur beieinander. Es ist ein pausenloses Spiel von Aktion und Reaktion... Manchmal kaum ersichtlich, ein angelegtes Ohr vom Chef und schon bewegen sich alle Jungs nach vorn. Durchbricht der Neue die unsichtbare Barriere, wird er blitzschnell fortgescheucht. Aber immer nur ein kleines Stück. Keiner will ihn wirklich davontreiben – er gehört einfach nur noch nicht so ganz dazu.
Auch die „feste Gruppe“ interagiert ständig. Da werden die Kleinen in die Schranken gewiesen, aber sie dürfen auch alle aufmischen und zu ein paar gemeinsamen Trabschritten anregen. Der „Schlägertyp“ schleimt sich immer wieder beim Boss ein und giert nach seiner Anerkennung, die er aber eher selten bekommt.
Chevy versucht sich zwar an die Truppe heranzutasten, hat mich aber immer im Blick. Entferne ich mich oder komme ich zurück, schnellt sein Kopf nach oben. Wird er weggejagt, kommt er zu mir.
Als ich einmal seinen Blick verfolgte, entdeckte ich einen Feldhasen, der gemütlich über die Wiese hoppelte und sich dann auf dem Sandplatz putzte. Ich schlich mich von Baum zu Baum, um näher zu kommen. Plötzlich hörte ich Schritte. Da stapfte Chevy direkt auf meinem Weg mir hinterher, um sich den Kleinen auch von nächster Nähe anzusehen.
Jede „Veränderung“ ist für Pferde erst mal seltsam-furchteinflößend. Ich kletterte auf einen alten Baumstumpf und allein dass ich plötzlich „oben war“ und auf sie herabschauen konnte, ließ die Herde für einen Augenblick erstarren. Dann erkannten sie mich jedoch und kamen angetrottet.
Da ich viel auf der Wiese rumhänge, beginne ich nun, mich leicht in die Herde zu integrieren bzw. besser gesagt, ihnen klarzumachen, dass ich hin und wieder mal das Sagen habe.
So wie der Chef und sein Handlager Chevy beizeiten „scheuchen“, lass ich sie mir auch mal ausweichen und wegtraben. Erst waren sie ziemlich verwirrt, begriffen diese „Pferdesprache“ aber sehr schnell. Lustig war es nur, als ich die ganze Gruppe in Bewegung setzen wollte und alle wegliefen, nur Cheveyo stattdessen hoheitlich auf mich zutrabte. So war das eigentlich nicht gedacht!
Am Nachmittag wandern mein Lusi und ich dann gerne die Gegend ab. Er darf ja nur kurz auf die Wiese, dann noch etwas auf den Sandplatz und muss sonst unten in seinem Bereich rumstehen. Dieses Rumstehen ist nunmal öde – und er braucht ja die Bewegung.
Also klettern wir viele Hügel hoch, wagten uns jetzt schon in einen tiefen, gruseligen Wald, marschieren über jegliche Untergründe, suchen unseren Takt, arbeiten gegen das Schlurfen und Stolpern… Wenn uns andere Reiter entgegenkommen, bleibt Chevy immer sehr brav. Er begrüßt Pferde zwar gerne, „klebt“ aber nicht. Auch nicht, wenn sie aus seiner Truppe sind.
Immer wieder trifft man Leute. „Schönes Pferd.“ „Ist das ein Reitpferd oder Laufpferd?“ Gerade Rentner und kleine Mädchen lieben es, ihn zu streicheln und mit mir zu sprechen. Bei Kindern ist er herzallerliebst. Die Älteren wollen immer gerne „helfen“. „Guck mal, dieser Stock ist gar nicht gruselig!“ Chevys Blick bedeutet so viel wie „Seh ich aus, als hätte ich Angst, Opi?!“
Es macht einfach unglaublich viel Spaß! Im Stall darf ich immer mehr Aufgaben übernehmen bzw. man verlässt sich auf mich. Pferde rausbringen, nach dem Kranken schauen, etc.
Ich glaube, ich werde diese vielen Stunden sehr vermissen, wenn ich wieder den ganzen Tag arbeiten muss… Aber jetzt heißt es erst mal: Genießen!
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