Freitag, 4. Juli 2014

Respekt vor der Natur

Ein interessanter Artikel: 

by Maksida Vogt

"Wissen wir noch was dieses heißt? Erinnern wir uns, oder ist dieses vollkommen aus unserem Gefühl verschwunden? Wenn man sich die Pferdehaltung unsere Tage anschaut, dann könnte man meinen, es ist verschwunden. Wie anderes kann man sich die Ställe erklären in den wir unsere Pferde als Gefangene hinter Gittern halten, wie kann man sich die minimalen Koppeln erklären, auf welchen unsere Pferde tagein tagaus stehen und existieren? Ja, es ist nur noch ein Existieren… es ist kein Leben.Fangen wir von Vorne an. Das Domestizieren macht das Pferd seinem ursprünglichem Lebensraum, der Steppe, und seiner Lebensart gegenüber lebensunfähig. Es ist nur für den Menschen von Vorteil, den es macht die Pferde umgänglicher, leichter zu halten, zu reiten und einzuspannen und damit leichter zu misshandeln.Und das wollten die Menschen seit jeher, das Pferd sollte möglichst viel leisten ohne viele Ansprüche an seine Haltung zu stellen. Die Pferdehaltung in den Ställen ist ein ganz normaler Zustand für uns. Aber fragen wir uns doch, warum halten wir unsere Tiere in den Ställen und Boxen?Weil es für uns sicherer, bequemer und billiger ist. Es gibt keinen anderen Grund und kein dieser Gründe berücksichtigt die Bedürfnisse des Pferdes. Die Pferde brauchen keinen Stall, wir brauchen ihn. Noch schlimmer als das. Wir machen unsere Pferde krank. Viele Erkältungen und Entzündungen sind auf warme Ställe und Bedeckungen zurück zu führen. Wir decken unsere Pferde ein damit sie kein Winterfell bekommen, das Fell was sie aber zum Schutz brauchen. Und so trifft man eingedeckte Haflinger mitten in Allgäu…Wir entstellen diese wunderbare Tiere, pflegen sie zu Tode, schneiden ihren Kotenbehang der die Fesselbeugen vor Nässe schützt, schneiden die Mähne die das Tier zum Schütz braucht, schmirgeln das natürliche Fett von der Pferdehaut mit der Kardätsche, welches das Tier gegen Unterkühlung schützt, befreien die Hufe von Lehm, der das beste Hufpflegemittel ist, zerstören Thermoregulation der Haut mit Eindecken, scheren das Fell…Wir missbrauchen sie… Wir machen unsere Pferde krank… Wir müssen endlich aufwachen…Wir müssen uns bewusst machen, dass kein Aufwand, auch nicht die Sauberkeit und Heu bis zu den Knien wird je einem Boxenpferd die Weide ersetzen. Nur dort kann es gesund bleiben und Pferd sein. Denn die Pferde haben Ansprüche, und sie haben Bedürfnisse, die wir mit Füßen treten. Damit ein Pferd artgerechtes Leben führen kann, muss es sich im wahrsten Sinne des Wortes als Pferd fühlen können. Das Pferd muss draußen auf der Weide im Herdenverband geboren werden und aufwachsen. Es sollte von der Leitstute und dem Leithengst erzogen werden, mit seinen Kameraden spielen und toben, Scheinkämpfe und Rennen veranstalten, seinen Platz erkämpfen und halten. Das alles braucht das junge Pferd um seelisch und physisch gesund aufzuwachsen. Es ist ein natürliches Bedürfnis, es ist notwendig. Warum wird das nicht respektiert? Warum werden die Fohlen von dem ersten Tag an, ihrer Rechte beraubt? Warum werden sie in der Regel mit 6 Monaten von der Mutter getrennt? Die wichtigste Voraussetzung für die artgerechte Pferdehaltung ist Herdenhaltung unter einem guten Leithengst. Das Pferd als Fluchttier kann sich psychisch nur entspannen und ausruhen wenn es in jedem Augenblick fühlt dass die ranghöheren Tiere, Leitstute oder Leithengst wachen, aufpassen, rechtzeitig warnen wenn Gefahr droht und es notfalls verteidigen. Das Jungpferd kann derweilen „in aller Ruhe“ weiden, spielen, dösen oder schlafen. Die Pferde die dieses nie kennen lernen, können es nie, und sind in der Regel sehr nervös. Nach den Erfahrungswerten aus z.B. Mustang-Reservaten sollte eine Herde mindestens sechs Tiere umfassen. Eine zweite wichtige Voraussetzung für artgerechte Pferdehaltung, die mit der ersten Voraussetzung in der engen Verbindung steht ist die Weite der Weiden. Es ist ein Bedürfnis von dem Pferd regelmäßig seine Ausdauer, seine Herz- und Lungentätigkeit und den Blutkreislauf zu trainieren. Es ist ein Bedürfnis um gesund zu bleiben. Die Weiden bei uns sind erbärmlich klein. Die sind eine Zumutung und keinesfalls eine Wohltat für das Pferd. Oh, immer noch besser als Box, ganz klar aber nicht mal im Ansatz genug. Es ist Zeit umzudenken, es ist dringend notwendig hier etwas zu verändern. Man sollte die Weiden so abwechslungsreich wie möglich gestalten, durch Baum und Buschpflanzungen mit Hügeln und Gräben. Und man sollte den Pferden mindestens einen zusammenhängenden Rennweg von wenigstens 3000 m ständig offen halten. Um nur einen Einblick in das zu geben, was eine artgerechte Haltung für die Pferde heißen würde hier ein Beispiel: zwanzig bis dreißig Pferde mit etwa 20 Rinder auf 150 bis 500 Hektar hügeligem, Baum- und Buschbewachsenem Ödland ganzjährig draußen selbstverständlich. Und wenn sich das jetzt als unglaublich viel anhört, dann sollte das nur eine weitere Alarmglocke auslösen, die zeigt, wie schlimm es um unsere Vorstellung mit der artgerechten Pferdehaltung steht. Das Pferd ist ein Fluchttier, es muss seinen Fluchttrieb, seine Fluchtreflexe und seine physische Beweglichkeit genauso entwickeln und bewahren wie seine Entspannungsphasen. Aus dem Grund sind Fohlenspiele wichtig, aber noch wichtiger sind große Weiden, die groß genug sind um die Pferde im Verband zum Rennen, auch über längere Distanzen – einzuladen, um die eigentlichen Fluchtreflexe, die Ausdauer und den Raumgriff zu fördern. Wenn ein Pferd das Vertrauen in seine eigene Fliehfähigkeit verliert, in die psychische weil es sich angebunden, eingesperrt oder festgehalten fühlt, oder in die physische, weil es verletzt ist, lahmt, unterernährt ist oder überfüttert, chronisch unter- oder überfordert fühlt oder geritten wird, so das jede Bewegung Schmerzen erzeugt, verliert es erfahrungsgemäß seinen Lebenswillen und Lebensmut. Es gibt Pferde die innerhalb kurzer Zeit eingehen weil sie falsch behandelt werden. Man sagt dazu, dass die Pferde ihre Seele verlieren. Und in der Tat, schauen wir uns um, was gibt es Seelenloseres, Traurigeres zu sehen, als webende, koppende oder zungenstreckende Pferde? Werden wir so was unterstützen? Oder, leben wir mit dem Respekt vor diesen unvergleichlichen Wesen und geben ihnen ihre geraubten.Bedürfnisse zurück... - Mit Respekt und Liebe."
(c) http://www.academialiberti.de/deutsch/files/Respekt-vor-der-Natur.pdf


Chevyto steht wirklich in einem – für deutsche Pferde- echten kleinen Paradies. Selbst wenn die Herde nur im Offenstallbereich ist, wurde Heu und Wasser so platziert, dass sie sich ständig bewegen müssen. Und das tun sie auch. Wenn sie nicht gerade dösen oder fressen, wechseln sie immer wieder ihre Position. Wenn ich mir da vorstelle, dass Boxenpferde sich höchstens mal im Kreis drehen können – und das über viele Stunden jeden Tag, tut mir das wirklich schrecklich leid. Man merkt doch bei sich selbst auch, wie deprimierend es ist, wenn man bewegungseingeschränkt ist und NICHTS zu tun hat. Langeweile ist oft das Schlimmste.
Die Jungs hier kommen eigentlich jeden Tag raus. Je nach Wetterlage die ganze Nacht oder den ganzen Tag. Wenn es mal – wirklich selten- vorkommt, dass sie „nur“ im großen Offenstallbereich bleiben sollen, merkt man beim Spaziergang, aufm Platz, etc. sofort, wie viel Energie angestaut ist. Selbst wenn man auf der Weide nur selten Galoppaden beobachtet, so kommen sie doch immer wieder in kurzen Sequenzen vor. Diese Mischung aus grasen, langsam fortbewegen, aufeinander zutraben oder gemeinsam rennen, ist genau das, was Pferde brauchen.
Natürlich haben wir nicht, wie oben beschrieben, viele Hektar für die Pferde. Aber genug, dass sie ausgelassen rennen können. Außerdem bin ich ja täglich mit Chevy unterwegs. Da flitzen wir manchmal über viele Wiesen, bis er prustend da steht und ich mich nach Luft schnappend gegen ihn lehne.
Auch der Herdenverband ist elementar wichtig. Wenn man sieht, wie viel die sieben Jungs schmusen, sich gegenseitig beknabbern, kratzen, zusammen dösen und schlafen, hat man das Gefühl, eine kleine Familie zu sehen. Es reicht nicht, wenn es nur „Boxennachbarn“ gibt. Die Pferde sind dann viel zu eingeschränkt, um ihr ganzes hochkomplexes Sozialverhalten ausspielen zu können.
Ich hoffe sehr, dass in Zukunft die Pferdehaltung immer artgerechter wird – und man die dunklen, kleinen Gefängnis-Boxen vielleicht irgendwann ganz verbietet.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Reason for hope

Ich habe heute die Biographie von „Jane Goodall“, der weltbekannten Kämpferin für Schimpansen, zu Ende gelesen. Es war mehr als nur ein Buch über ihr Leben. Spirituelle Begebenheiten, Beobachtungen, philosophische Gedanken, ein Einblick in alles, für das sie kämpft – und wofür sie das tut.

Immer, wenn mich etwas besonders berührt, verspüre ich den Drang, darüber zu schreiben.

Es ist vor allem spannend, wie sie JEDEN auffordert, etwas für unseren Planeten zu tun:

Yet despite this, I do have hope for the future – our future. But only if changes are made in the way we live – and made quickly. We do not, I think, have much time. And these changes must be made by us, you and me. If we go on leaving it to others, shipwreck is inevitable.

The trouble is that we suffer – all of us- from just-me-ism. „I am just one person. What I do or don´t do, can´t possibly make a difference. So why should I bother? “

Wir können nicht die Politik, die Regierung, die “anderen” dafür verantwortlich machen, dass die Dinge sich ändern. Nur wenn WIR aufhören, Produkte aus Massentierhaltungen zu boykottieren, können wir dieses Leiden beenden. Nur wenn WIR bei jeder Möglichkeit zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, werden weniger Ressourcen für Autos verbraucht. Nur wenn WIR aufhören dem “Das machen aber alle so” zu folgen, kann sich unsere Welt verändern.
Es ist wenig, was wir tun können. Aber wir können.

But we cannot condone forever the pursuit of unethical, cruel, and destructive behaviors simply because to end them will create problems: would anyone advocate the continuation of concentration camps in order to ensure the jobs of those in charge?

Immer wieder kommt das Argument, dass wenn man die Dinge ändert, andere darunter zu leiden haben. Viele würden ihren Job verlieren… Doch solche Prozesse finden schleichend statt. Wenn man in Alternativen investiert, werden auch neue Arbeitsplätze geschaffen.

I spoke to the surgeon afterward, and he asked me what Vanne had been doing just before the operation. It had been Christmas so she´d been shopping and doing all the usual pre-Christmas things one does. „Well“, he told me, „it may interest you to know that physiologically she was only capable of sitting up and lying down. Everything else she did you can attribute to willpower.“

In diesem Abschnitt sprach sie von ihrer Mutter, die eine schwierige Operation hinter sich hatte. 
Willenskraft lässt einen das Unmögliche bewältigen. Wie viele Menschen haben schreckliche Unfälle überlebt? Wie viele Tiere, die man für halb tot erklärte, haben sich wieder vollkommen erholt?
Ich sehe an Cheveyo, wie er jeden Tag mehr “zu sich findet”. Wie er ganz behutsam die Mauer abbaut, die er in seinem kurzen Leben um sich errichtet hat. Er traut sich immer mehr zu. Er hat seinen Willen trotz allem nicht verloren.

I shall conclude this chapter with a symbolic story. It is about an American, Rick Swope, a zoo visitor who rescued an adult male chimpanzee from drowning in the moat around his enclosure. And this despite the dire warning of the keeper and the threats of other adult male chimpanzees of the group. When asked what had made him risk his life he answered: „I looked into his eyes. It was like looking into the eyes of a man. And the message was: “Won´t anybody help me?“

Tiere sind uns so ähnlich. Sie leiden wie wir. Wir sind nicht gleich. Auch Menschen untereinander sind nicht alle gleich. In manchen Dingen sind Tiere uns vorraus – andere Wege werden sie dagegen wohl nie beschreiten.
Wir bevormunden unsere Tiere. In der Welt der Menschen geht es auch gar nicht anders, allein um sie zu schützen. Aber manchmal sollte man inne halten und sich fragen, ob man dem uns anvertrauten Lebewesen immer noch seine Würde, seinen Willen lässt. Und manches wissen sie so viel besser als wir.

The planet´s resources are running out. And so if we truly care about the future of our planet we must stop leaving it to „them“ out there to solve all problems. It is up to us to save the world for tomorrow: it´s up to you and me.

Oft reicht es schon, wenn es im Kopf „klick“ macht. Wenn man sich bemüht, das Beste aus seinem Leben zu machen und dabei so wenig „Schaden“ wie nur möglich anzurichten. Wir hier haben den Luxus, von Krieg, Hungersnöten und Heimatlosigkeit verschont zu sein. Dafür kann man dankbar sein.

Ich mag das Zitat von Shakespeare. Es zeigt, dass wir die Welt nicht immer nur mit den Augen und dem Verstand sehen sollten:

King Lear asked Gloucester: „How do you see the world?“ And Gloucester, who was blind, answered: „I see it feelingly.“

Auch ich ertappe mich hin und wieder dabei, wie mich etwas ärgert und diese Emotionen zu unschönen „Handlungen“ führen. Zum Beispiel, dass Chevy stehenbleiben soll, wenn ich die Gerte quer vor ihn halte. Manchmal läuft er aber einfach weiter. Was auf den ersten Blick respektlos wirkte, stellte sich später als Missverständnis heraus. Gerade wenn die Gerte von der Seite kam, war er manchmal mit dem Kopf einfach schon „zu weit“ und hatte es gar nicht mitbekommen. 
Vor allem, wenn Dinge nicht „klappen“, wir man als Mensch schnell ungeduldig und dann oft auch unfair. 
Wenn ich merke, dass sich beim Training mit meinen Tieren Frustration – oft auf beiden Seiten- einschleicht, unterbreche ich es, stelle eine ruhige Atmosphäre her, bis wir beide wieder gelassen atmen können und überlege dann, wie ich das, was ich möchte, besser vermitteln kann. 
Dass Tiere sich überhaupt darauf einlassen, für uns etwas zu tun, ist eigentlich schon faszinierend genug. Aber sie sollten immer ihre Persönlichkeit behalten dürfen. 
Welche Freude bringt mir ein Pferd mit Eisen auf der Zunge, zugeschnürtem Maul und runtergezogenem Kopf? Ein Hund mit Stachelhalsband, der sich duckt, wenn er einen sieht?
Wenn Furcht mit Führung verwechselt wird, Unterdrückung mit Respekt, dann hat der Mensch irgendetwas nicht verstanden.

Klar, auch Tiere sind nicht immer „perfekt“. Auch sie können brutal untereinander sein. Aber ist das für uns ein Rechtfertigungsgrund?
Ich bin so froh, dass meine Tiere mir meine Fehler immer wieder verzeihen. 

Es gibt so viele großartige Menschen auf dieser Welt, vor denen ich nur den Hut ziehen kann. Kontraste wird es immer geben. Die einen opfern sich für andere auf, die anderen ziehen es vor, sich von Schwächeren zu bereichern. Altruismus vs Egoismus. Ich glaube fest, dass jeder von uns beide Seiten in sich trägt.

Das Problem ist, dass wir uns immer mehr von der Natur entfernen. Kinder, die in der Stadt aufwachsen und noch nie eine Kuh gesehen haben. (Die sind doch lila?) Oder die glauben, Salami komme aus einer Verpackung. (Wo soll an einem Tier denn Salami hängen?) 
Hunde, die nur den gepflegten Stadtpark und die Fußgängerzone – an kurzer Leine- kennen.
Pferde, die zwar ein Solarium haben, aber keine Koppel.
Vögel in kleinen Käfigen.
Manchmal vermissen wir die Natur so sehr, dass wir sie in unserer Betonwelt gefangen halten. 

Ich genieße es, immer wieder „rauszukommen“. Wenn Samu und Chevy beide frei auf einer Wiese tollen und trotzdem immer in meiner Nähe bleiben, dann macht mich das glücklich.
Ihre Kooperation ist immer wieder eine Freude für mich. Man sollte so etwas nicht als Selbstverständlichkeit sehen. 

Ich bin jedenfalls froh, dass meine Mitlebewesen mich immer wieder darauf aufmerksam machen, was richtig und was falsch ist. Man muss ihnen nur zuhören.
Es liegt an uns, die Dinge zu verändern.

Trotz allem möchte ich mich Jane Goodall anschließen. Es gibt immer „Reason for Hope“.

See the difference - Make the change! 



Dienstag, 1. Juli 2014

Adventure



Denn hier ist für all die sich beim Suchen gern verwirr´n, die beim Schlendern durch die Gassen sich gewinnen, Zeit verlier´n, die gehorsam zu sich selber sind, in kleiner Nischen flieh´n und von dort das trostlos Triste mit Spaß und Liebe ganz lebendig fein und bunt garnier´n!

Mächtig viel Theater -
Hier im Labyrinth. Abseits der irren Wege die uns vorgezeichnet sind.

Meine Jungs sind echt die Besten! <3
Freunde von mir können bestätigen, dass meine „Abenteuer“ oft in Desaster enden. Da wird die „Abkürzung“ zur stundenlangen Verlängerung, plötzlich sitzt man im Wald fest, geht vor Hitze und Durst ein, befindet sich im Auge des Sturms oder whatever. Wo viele Menschen die Krise kriegen, sind Hund und Pferd nicht aus der Ruhe zu bringen. Tapfer bleiben sie an meiner Seite. Augen zu und durch. Obwohl, manchmal…vielleicht sogar recht oft…habe ich das Gefühl, dass sie es großartig finden.
Chevy klettert besser durch den Wald als ich. „Hm, das dürfte für ein Pferd zu steil sein…“ Pfff, denkste! Pferd marschiert unbeirrt hoch und ich krabbel auf allen Vieren hinterher.
Oder mitten in einem seltsamen Feld, das Zeug bis zum Bauchnabel…da kann man doch glatt sortieren Mensch, Hund, Pferd, bitte in einer Reihe aufstellen! Und sie tun es.
Jedem Wetter trotzen sie. Jeder „Gefahr“ stellen sie sich. Manchmal frage ich mich, ob Chevyto ein bisschen Raubtierblut und keine Fluchttiergene abbekommen hat. Ob Kühe, Motorcruiser, Traktoren, LKWS oder sonstwas, er will immer „hiiiiiin“! Samu denkt sowieso, er ist zu unserem Schutze abgestellt. Kleiner Held.
Auch wenn die Tierchen manchmal wirklich k.o. sind und wir dann merken, dass wir nicht weiter kommen, sondern umdrehen müssen, kommt nie ein Murren, keine Übersprungshandlungen, keine Weigerungen…Okay, dann gehen wir eben da lang.
Ich glaube, sie haben mich irgendwie echt gern. Und sie vertrauen darauf, dass ich sie schon irgendwann heim bringe.

Gestern habe ich mein Handy auf einem unserer Wege verloren. Hatte Chevy nur schnell zum Stall zurück gebracht, um dann zur Suche aufzubrechen. Als ich danach nochmal zum Pferdchen kam, war der Kleine völlig verwirrt. Wie hatte ich ihn nur ohne unsere „Rituale“, ohne Tüddeln, Massagen, Füttern und Tricksen „stehenlassen können“. Plötzlich war er richtig anhänglich, als wolle er mir in die Tasche kriechen. Vielleicht hatte er meine Laune und das „schnelle Wegbringen“ so verstanden, dass ich sauer auf ihn war… Richtig putzig.

Hachja, die Jungs haben so ihre Ankerpunkte am Tag, auch wenn wir viel Abwechslung reinbringen. Klar, ich bin auch arbeitende Bevölkerung und kann deshalb nicht wie am WE fast den ganzen Tag mit ihnen rumhängen. Aber ich versuche doch so auf 4 Stunden zu kommen, die beiden gemeinsam und jeden einzeln mal.

Fly high

Ein großartiges Wochenende liegt hinter uns!
Chevyto war so gut drauf wie seit langem nicht mehr. Am Samstag hatten wir wieder eine Trainingsstunde. Unser Problemchen beim Schulterherein mit „komplett ins Seitwärts abdriften“ oder „Kopf auf meinen Arm abstützen“ bekamen wir schnell ausgebügelt. Einfach das Tempo erhöhen und vorne nicht ganz so doll übertreten lassen.
Da das für ihn fast schon langweilig wird, haben wir mit Travers angefangen. Im Moment ist es noch schwierig. Wenn er seinen Hintern „reinholt“ reicht das schon. Aber bald müssen wir auch an der äußeren Schulter arbeiten, sonst geht´s in die falsche Richtung…
Aber er hat sooo toll mitgemacht. Und das obwohl ich so viel Unsinn gemacht habe, ständig falsch koordiniert war und ihm konfuse Signale gegeben habe. Er hat eine tolle, lange Konzentrationsspanne. Und wenn man eine Pause macht, versucht er wie verrückt alles zu zeigen und auszuprobieren, was er so kann. Streber!

Bei dem Mistwetter dieses Wochenende, kamen die Pferdchen nicht auf die Weide. Obwohl sie einen großen Offenstall haben und sich so theoretisch gut bewegen können, merkte man den Unterschied sofort. Beim Spaziergang galoppierte, bockte, hüpfte und raste der Kleine wie ein Irrer. Irgendwann wurde er dann langsamer und kam hochzufrieden an meine Seite.
Ich denke, ich sollte mir wirklich nicht zu viele Sorgen um seine Gesundheit machen, wenn ich ihn so verspielt-wild sehe…

Schlaukopf hat sich übrigens von seinem Kumpel angeguckt, dass man unter Seilen, auf denen kein Strom ist, drunter durch laufen kann. Seit dem findet er das total witzig. Die beiden fühlen sich furchtbar cool, dass die anderen das nicht hinkriegen.
Die liebe Sonja war zu Besuch, so kamen viele schöne Fotos und lange Spaziergänge zu Stande.
Es gibt Tage, die sind einfach zu kurz! 
















Donnerstag, 26. Juni 2014

Outfit

Es stimmt, dass Geld nicht glücklich macht. Allerdings meint man damit das Geld der anderen. (Georg Bernard Shaw) - mal mit einem Lächeln zu sehen.

Monja ist heute mal wieder ein kleines Vermögen losgeworden. Wer ein Pferd hat, denkt irgendwann hundert Mal über die kleinsten Einkäufchen für sich selbst nach und schlägt dann bei Pferdesachen im dreistelligen Bereich zu. Fürchterlich! Dabei habe ich tatsächlich darauf geachtet, dass die einzelnen Produkte alle nicht zu teuer waren…
Jedenfalls, Schlumpfi ist jetzt Bremsen-Fliegen-lästige-Viecher-sicher. Die haben uns die letzte Woche einfach schrecklich geplagt, er konnte sich kaum konzentrieren und verschwand teilweise in „Bremsenwolken“. Jetzt sieht er auf Spaziergängen zwar mit Fliegenmaske und – decke aus wie ein Alien, aber das Schlimmste wird abgehalten. Wenn wir dann auch noch von der Besitzerin des Stall-Opis das widerlich riechende Selbstgemisch draufsprühen, haben wir zumindest annähernd Ruhe.
Alles nicht schön, aber erfüllt seinen Zweck.



Umso schöner dagegen ist der Kappzaum. *_* Extra für ihn maßangefertigt, mit ganz weichem Nasenteil und aus Biothane. Verrutscht weniger als das Knoti oder ein normales Halfter und er sieht damit schon fast wie ein Großer aus! <3




Allgemein war er heute irgendwie wieder besser drauf. Vielleicht waren die Tage vor der „Pause“ doch wieder etwas heavy? Jedenfalls haben wir nur wenig seitwärts richten geübt, dafür aber umso mehr gelobt und gaaanz viele Pausen eingebaut. Auch so kürzere Trabstrecken und stattdessen mehr Fresspausen.
Pferde lernen eben anders als Menschen.

Hachja, Schnubbel ist einfach zu süß. Auch wenn er mir heut mit voller Wucht auf den Zehn gelatscht ist.
Die osteopathische Behandlung nach einem Spaziergang dauert mittlerweile fast 20 Minuten. Aber ich finde immer mehr Sachen, die sich bei ihm gut umsetzen lassen. Immerhin bekomm ich jetzt schon schön den hinteren Rückenbereich aufgewölbt.

Wir bleiben – im Namen der WM- am Ball! =) 



Mittwoch, 25. Juni 2014

Not my day...

Du hast die Wahl. Du kannst dir Sorgen machen, bis du davon tot umfällst. Oder du kannst es vorziehen, das bisschen Ungewissheit zu genießen. (Norman Mailer)



Ich muss leider sagen, dass ich etwas in ein Sorgen-Loch gerutscht bin. Am Samstag ging alles so gut los, Chevy hatte das Laufen in Stellung irgendwie verstanden und ständig angeboten. Am Sonntag dann fing er aber an, komplett ins seitwärts zu gleiten oder seinen Kopf auf meinem Arm abzustützen. Auch beim Spaziergang am Montag wirkte er unmotiviert, ließ sich halb hinter herziehen und stolperte öfters. Gestern sind wir dann wirklich nur ein wenig im Schritt gegangen und trotzdem tat er so, als sei das ganz schrecklich anstrengend. Er wollte nicht mal sein Halfter anziehen.
Natürlich, es könnte nur Muskelkater sein Immerhin muss er jetzt Bewegungen ausführen, die er vorher noch nie gemacht hat und die auch noch genau auf seine Verspannungen wirken… Aber wie das besorgte Herz nun mal so ist, malt man sich immer gleich viel Schlimmeres aus. Man sollte wohl besser auch nieeeee nach Pferdekrankheiten googeln. Von den Symptomen her passt nämlich einiges auf so grausige Sachen wie Nackenbandverkalkung, Gleichbeinerkrankung oder im schlimmsten Fall sogar Ataxie…
Dazu kommt noch, dass ich seit Montag wieder arbeite, um 5:30 morgens der Wecker klingelt und ich einfach echt fertig bin. 
Heute habe ich also beschlossen, nur zum Grasen etwas mit ihm auf der Wiese rumzuwatscheln bzw. mich hinzulegen, selbst zu entspannen und das Pferd auch etwas in Ruhe zu lassen. Das war auf jeden Fall gut für meine Nerven und Chevys Muskeln. Er war auch gleich wieder viel aufmerksamer, kam hin und wieder zu mir, stupste mich an, usw. Vielleicht, weil er merkte, dass heute kein „Arbeitsdruck“ da war. Klar, ich will gar nichts erzwingen, aber irgendwie rutscht man ja doch schnell in sowas rein wie „Wir sollten aber noch Gehen in Stellung üben“ oder „Wir sind heute viel zu wenig getrabt“. Das alles machen wir ja nur, um ihm zu helfen, aber was bringt es, wenn er sich dagegen wehrt, weil es ihm vielleicht doch zu viel ist?
Whatever, aufs Pferd hören, das machen, was er auch motiviert hinkriegt und…abwarten. Das Ätzende ist einfach diese Unwissenheit, ob es wirklich nur Verspannungen und falsche Bemuskelung ist oder etwas Schlimmeres. Ich hab mittlerweile ein ganzes Repertoire an Dehnübungen und Osteopathischen Übungen drauf. Einiges scheint ihm auch echt gut zu tun. Der hintere Rückenbereich ist eindeutig eine Problemzone. Aber ob daran auch das linke Bein hängt oder ob es dort etwas extra gibt?
Naja, time will tell. Hoffentlich. Sonst wohl Röntgenbilder.



Ein großer Teil der Sorgen besteht aus unbegründeter Furcht. (Jean Paul Sartre) - das wäre natürlich toll. 

Wer sich nachts zu lange mit den Problemen von morgen beschäftigt, ist am nächsten Tag zu müde, sie zu lösen. (Rainer Haak) – habe ich gemerkt. Hundskaputt.

Samstag, 21. Juni 2014

„Pferde sind doch zum Reiten da!“


Es nervt. Ganz ehrlich. Selbst wenn die meisten es damit überhaupt nicht böse meinen. Aber wenn man mich nach meinem Pferd fragt, heißt es immer „Reitest du ihn schon?“ „Ab wann wirst du ihn reiten?“, blablabla.
Warum hat man ein Pferd? Um es zu reiten?
Warum gibt es Pferde? Damit Menschen sie reiten können?
Die meisten Menschen sind fasziniert von der Schönheit, Kraft gepaart mit Sanftmut. Wer galoppierende Pferde sieht, beneidet sie, will mit fliegen.
Aber Pferde kamen nicht auf diese Welt, damit sich jemand auf ihren Rücken schwingen kann. Eigentlich ist allein die Vorstellung schon verrückt. Der Mensch hat es geschafft, mit vielen Tierarten in Symbiose zu leben, sie teilweise gar so zu züchten und zu manipulieren, dass sie abhängig von ihm geworden sind. Durch Selektion konnte man sicher einiges verändern… Aber nicht so viel, dass Pferde geboren werden, die fürs „Reiten gemacht sind“. Um überhaupt einen Menschen tragen zu können, gehört sehr viel Training dazu. Oder schleppt ihr doch mal von einem Tag auf den anderen ein Kind durch die Gegend, rennt mit ihm Berge hoch oder springt über Hindernisse. Am besten dann noch den Rest des Tages bewegungseingeschränkt irgendwo rumsitzen…
Was mit einem Pferd passiert, das ohne richtige Vorarbeit einen Reiter tragen musste und sich ansonsten kaum bewegen durfte, sieht man an Cheveyo.
Dieser verdammte Egoismus des Menschen, der Glück auf dem Rücken der Pferde empfindet, geht nicht selten zum Leidwesen des Tieres.
Chevyto soll die Möglichkeit bekommen, sich zu erholen. Ich arbeite am Boden mit ihm, damit er die richtige Muskulatur aufbaut. Nicht, damit ich ihn reiten kann, sondern, damit es ihm gut geht, er zu seiner inneren und äußeren Stärke findet und an Lebensqualität gewinnt. Ich liebe dieses zauberhafte Wesen für seinen Charakter, seine zuckersüße, lernwillige Art. Ich mag ihn, egal was man mit ihm „machen kann“. Es ist nicht seine Aufgabe, dass er von mir geritten werden kann. Er hat die Chance auf ein gutes Leben verdient. Ein Leben mit vielen Sozialkontakten, gutem Futter, viel Bewegung und Gesundheit. Ich möchte, dass er Spaß mit mir hat.
Es spielt keine Rolle, ob es Wochen, Monate oder Jahre dauert, bis er sich vollkommen erholt hat bzw. besser denn je drauf ist. Und wenn wir irgendwann einen Punkt erreichen, an dem er einen Menschen schadenfrei tragen kann, dann können wir auch das ausprobieren. Aber dies ist kein „Muss“, keine Voraussetzung dafür, dass er ein großartiges Pferd ist. Das ist er jetzt schon. Er kann nichts dafür, was man mit ihm getan oder nicht getan hat.
Beim nächsten Mal, wenn mich jemand fragt, warum ich ihn noch nicht reite, denn dafür hat man doch schließlich ein Pferd, antworte ich vielleicht mit: „Wer weiß, vielleicht werde ich ihn nie reiten!“
Denn ein Pferd ist ohne Reiter immer noch ein Pferd! Und genauso wertvoll.