Freitag, 4. Juli 2014

To break a horse

Pferde einzureiten wird im Englischen „to break“ genannt, was so viel wie „brechen“ bedeutet. Auch wenn man es nur als Überbleibsel aus alten Zeiten bezeichnen könnte, ist der Hintergrund doch irgendwie schockierend. Muss man ein Pferd brechen, um es zu reiten? Die Definition dazu ist „To train to obey“, d.h. „trainieren zu gehorchen“.
Ranghöhere Tiere innerhalb einer Herde dürfen die anderen insofern beeinflussen, dass sie Abstand fordern können, die Richtung vorgeben und in gewisser Art und Weise Kontrolle ausüben. Insofern halte ich es nicht für „willensbrechend“, wenn der Mensch diese Rolle übernimmt. Er kann durchaus noch „weiter gehen“, indem er nicht nur die ungefähre Richtung vorgibt, sondern Bewegungsabläufe genauer definiert, wie z.B. bei den Seitwärtsgängen.
Letztendlich sollte dem Pferd aber immer die Möglichkeit gelassen werden, zu „fliehen“. Mir ist aufgefallen, dass Chevy viel leichter mit neuen Situationen umgeht, wenn er weiß, dass er sich im schlimmsten Falle der Gefahr entziehen kann. Ich möchte nicht, dass er lernt, dass wegrennen wenn ich daneben stehe, okay ist. Aber allein dadurch, dass sein Fluchtinstinkt nicht gnadenlos verboten wird, kann er sich besser konzentrieren.
Leider sieht man doch immer noch viele Pferde, bei denen „broken“ sich passender anhört als „eingeritten“. Es ist mir einfach unbegreiflich, wie man diese wundervollen Tiere mit – wie heißt es so schön – Hilfsmitteln in bestimmte Formen pressen, ihnen in die Augen blicken und trotzdem der Überzeugung sein kann, dass das „vollkommen normal“ sei.
Den Kontrast sehe ich immer bei Hunden. Klar, auch die werden oft ungerecht behandelt. Aber das gesellschaftliche Bild hat sich gewandelt. Und vor allem – hier erkennt jeder sofort, wenn etwas nicht stimmt.
Beim Pferd ist das viel schwieriger. Nicht jedes angelegte Ohr bedeutet gleich schlechte Laune. Und manchmal ist der Grad zwischen richtig und falsch so schmal, dass nur geschulte Augen ihn erkennen. Pferde schreien nicht.
Selbst wissenschaftliche Forschungen sind sich nicht einig. Die einen sprechen von Vorwärts-Abwärts als das Non-Plus-Ultra, andere warnen davor dagegen vehement.
Man macht ständig Fehler. Eigentlich sind Pferde eine Wissenschaft für sich. Nie lernt man aus, nie macht man alles richtig. Und doch zeigen sie einem doch eigentlich ganz eindeutig, wann man zu weit geht, oder?


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